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Blasenentzündung

Geht es auch ohne Antibiotikum?

Bei unkomplizierten Harnwegsinfekten kann unter Umständen auf ein Antibiotikum verzichtet werden. Doch was heißt unkompliziert? Und was kann dann helfen?
Maria Pues
16.04.2025  18:00 Uhr

Einen Harnwegsinfekt ohne Antibiotika zu behandeln, war vor einigen Jahren noch undenkbar. Inzwischen können laut der S3-Leitlinie »Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei Erwachsenen (HWI)« der Deutschen Gesellschaft für Urologie unter bestimmten Voraussetzungen (zunächst) nicht antimikrobielle Therapieoptionen zum Einsatz kommen. Das Risiko für die Entstehung resistenter Bakterienstämme spielt als Hintergrund eine Rolle, aber auch der Umstand, dass manche Betroffene unter wiederkehrenden HWI leiden.

Infrage kommen nicht antibiotische Therapieoptionen bei unkomplizierten HWI. Als kompliziert gelten HWI bei Schwangeren und bei Männern sowie wenn funktionelle oder anatomische Anomalien, relevante Nierenfunktionsstörungen oder relevante Begleiterkrankungen vorliegen. Zu Letzteren gehören unter anderem Störungen der Immunabwehr, etwa durch eine HIV-Infektion, einen schlecht eingestellten Diabetes mellitus oder eine Chemotherapie.

In erster Linie kommt eine Behandlung im Rahmen einer Selbstmedikation somit für ansonsten gesunden Frauen mit einer Infektion der unteren Harnwege (Zystitis) infrage. Diese äußert sich durch Beschwerden beim Wasserlassen wie Brennen oder Schmerzen, imperativen und/oder häufigen Harndrang sowie Schmerzen oberhalb der Symphyse. Hingegen weisen Flankenschmerz, Schmerzen in der Nierengegend und/oder Fieber auf eine Beteiligung der oberen Harnwege hin und es ist zum Arztbesuch zu raten.

Hilfe im akuten Fall

Wesentliches Therapieziel bei einer unkomplizierten Zystitis ist es, die akuten Beschwerden zu lindern. Eine nicht antibiotische Therapie kann dabei (zunächst) versucht werden. Nicht antibiotische Therapieoptionen können auch ergänzend zu Antibiotika angewendet werden.

Infrage kommen nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac, aber auch Phytopharmaka wie Bärentraubenblätterextrakt (zum Beispiel Cystinol akut® oder Arctuvan®), Liebstöckel/Rosmarin/Tausendgüldenkraut (BNO 1045, Canephron®) oder D-Mannose (etwa Femannose®). Häufig, aber nicht immer, können auf diese Weise Antibiotika eingespart werden. Die Leitlinie verweist auf verschiedene Untersuchungen; über alle Studien hinweg ergab sich eine Antibiotika-Einsparung von 63 Prozent. Bei Bärentraubenblättern waren es 64 Prozent und bei BNO 1045 sogar 84 Prozent.

Für Bärentraubenblätter gilt: Im Rahmen einer Selbstmedikation sollten entsprechende Arzneimittel nicht länger als eine Woche und nicht häufiger als fünfmal pro Jahr angewendet werden. Anders als früher angenommen spielt der pH-Wert des Urins für die Wirkung keine Rolle. Das Prodrug Arbutin wird im Dünndarm resorbiert und in der Leber enzymatisch gespalten. Dabei entstehen Hydrochinon-Konjugate, deren Spaltung intrabakteriell und damit unabhängig vom Urin-pH erfolgt.

D-Mannose eignet sich sowohl zur Behandlung akuter Infekte als auch zu deren Vorbeugung. Der Einfachzucker bindet an die Fimbrien von E. coli, dem häufigsten Erreger von Blasenentzündungen. Die Bakterien können sich dann nicht mehr an die Blasenwand anheften und werden mit dem Urin ausgeschieden. Unterstützend sollte stets auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.

Was beugt vor?

Viele Frauen erkranken immer wieder an einem Harnwegsinfekt und viele von ihnen fragen daher auch nach einer Prophylaxe. Die Leitlinie weist auch hier auf nicht antibiotische Optionen hin. Versucht werden können demnach D-Mannose in der Dosierung einmal täglich 2 g, Produkte mit Cranberry/Moosbeeren oder Kombinationen davon. Zwar seien die Studien in ihrem Design und ihren Ergebnissen hier uneinheitlich, doch könne nicht zuletzt vor dem Hintergrund der guten Verträglichkeit ein Versuch empfohlen werden, so die Leitlinie. Eine Dosierungsempfehlung für Cranberry-Produkte gibt sie nicht.

Auch Phytopharmaka kommen zur Vorbeugung wiederkehrender Harnwegsinfekte infrage. So reduzierte eine Kombination aus Meerrettichwurzelextrakt und Kapuzinerkressekraut (Angocin®) in einer Studie die Zahl der Harnwegsinfekte besser als Placebo. Sie punktete außerdem als ergänzende Behandlung zu Antibiotika. Zu vielen Aquaretika wie Birken- und Orthosiphonblätter, Brennnessel- und Goldrutenkraut, Hauhechelwurzel und anderen liegen bisher keine Studien zur Langzeitprävention vor. Sie werden häufig in Form von Kombinationspräparaten (zum Beispiel Aqualibra®) angeboten. Auch sie können ergänzend eingenommen werden. Nicht geeignet für eine dauerhafte Anwendung sind Bärentraubenblätter und Wacholderbeeren.

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