Gehen für die Gesundheit |
In der Gruppe, in Intervallen, dreimal pro Woche: So geht effektives Gefäßtraining. / © Getty Images/Vladimir Vladimirov
Die ganzheitliche Therapie der pAVK ist ein zentraler Punkt der aktualisierten Leitlinie. »Durchblutungsstörungen betreffen den ganzen Organismus und spielen sich nicht nur in den Beinen ab. Die Betroffenen sind mehrfacherkrankt: Viele haben zusätzlich Typ-2-Diabetes, Übergewicht und Bluthochdruck, tragen also ein hohes Risiko, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden«, erklärte Privatdozent Dr. Ulrich Rother, Vorsitzender der Kommission pAVK und Diabetischer Fuß der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG), kürzlich bei der DGG-Jahrestagung die Notwendigkeit einer interdisziplinären Behandlung dieser Volkskrankheit. Bis zu 10 Prozent der Menschen in Deutschland seien von einer pAVK betroffen.
Insgesamt 22 Fachgesellschaften plus Patientenvertretern waren an der Ausgestaltung der Leitlinie beteiligt. Die Federführung lag wie zuvor bei der Deutschen Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin (DGA). Aber selbst der Gefäßchirurg vom Uniklinikum Erlangen sagte: »Ziel muss es sein, das Gefäßsystem möglichst lange in Ruhe zu lassen. Der Stellenwert der konservativen Therapie und vor allem des Bewegungstrainings wird dank seiner Effektivität stark aufgewertet.«
Konkret empfehlen die Leitlinienautoren ein Gehtraining als Initialtherapie im Stadium II, also wenn sich Schmerzen im Beim beim Gehen bemerkbar machen. In Kombination mit einer lipidsenkenden und antithrombotischen Therapie sollen die Aktiv-Einheiten mindestens drei bis sechs Monate konsequent durchgeführt werden. Erst wenn sich die klinische Symptomatik danach nicht verbessert hat, können ab Stadium IIb invasive Maßnahmen erwogen werden. Allerdings muss, das betont die Leitlinie sehr klar, eine ausführliche Aufklärung über damit verbundene Risiken wie der Amputationsgefahr erfolgen.
Auch ein operativer Eingriff, bei dem endovaskulär mithilfe eines Katheters Ballons oder Stents gesetzt oder offen chirurgisch Bypässe gelegt werden, entbindet nicht vom Gehtraining: »Der Erfolg von interventionellen Therapien kann nur dann gehalten werden, wenn anschließend ein konsequentes und einigermaßen strukturiertes Bewegungstraining erfolgt. Nach einer erfolgreichen Rekanalisation bleiben die Gefäße desto länger offen, je länger und öfter man trainiert. Es ist deshalb fundamental, die Betroffenen zu mehr Bewegung anzuhalten.«
Therapeutische Maßnahmen | Stadium I | Stadium II | Stadium III | Stadium IV |
---|---|---|---|---|
Risikofaktorenmanagement: Nikotinkarenz, Diabetestherapie, Statine Blutdruckbehandlung |
+ | + | + | + |
Thrombozytenaggregationshemmung: ASS oder Clopidogrel |
+ | + | + | |
Bewegungstherapie: strukturiertes Gehtraining |
+ | + | ||
Medikamentöse Therapie: Cilostazol oder Naftidrofuryl |
(+) | |||
Strukturierte Wundbehandlung | + | |||
Endovaskuläre Therapie | +* | + | + | |
Offen chirurgische Therapie | +* | + | + |
Zum ersten Mal macht die Leitlinie detaillierte Angaben, wie ein »Gefäßtraining« überhaupt gestaltet sein sollte. Dabei hat das so genannte strukturierte Gehtraining eine A1-Empfehlung bekommen, während es eine A2-Empfehlung für ein »häusliches Bewegungstraining mit Zielvorgaben und engem zielorientiertem Monitoring« gibt, wenn das Gehtraining nicht machbar ist. Präferiert wird das Training in der Gruppe. »Durch die Gruppendynamik fällt es leichter, Risikofaktoren wie beispielsweise das Rauchen, falsche Ernährung und Bewegungsmangel zu bekämpfen«, erläuterte Rother.