Gefahr von Masern steigt durch sinkende Impfquoten |
Mit einem Computermodell simulierte ein Forschungsteam aus den USA, wie sich Masern, Röteln, Polio (Kinderlähmung) und Diphtherie unter verschiedenen Impfbedingungen ausbreiten würden. / © Adobe Stock/www.choroba.de
In den USA könnten sinkende Impfquoten bei Kindern dazu führen, dass Krankheiten wie Masern wieder häufiger auftreten und sich dauerhaft in der Bevölkerung halten. Das würde das Risiko schwerer Ausbrüche erhöhen – selbst in Regionen, in denen Masern bislang weitgehend unter Kontrolle waren. Darauf weist eine neue Studie von Forschenden des Stanford Medicine Institute und weiterer Universitäten hin, die im Fachblatt »Journal of the American Medical Association« (JAMA) veröffentlicht wurde.
Mit einem Computermodell simulierte das Forschungsteam, wie sich Masern, Röteln, Polio (Kinderlähmung) und Diphtherie unter verschiedenen Impfbedingungen ausbreiten würden. Dafür berücksichtigten sie Daten zur Bevölkerungsentwicklung, zur bestehenden Immunität in der Bevölkerung sowie zum Risiko, dass Infektionskrankheiten eingeschleppt werden. Die aktuellen Impfraten basieren auf Zahlen aus dem Zeitraum 2004 bis 2023.
Bereits bei den heutigen Impfständen rechnen die Forschenden damit, dass Masern in den kommenden 20 Jahren wieder regelmäßig auftreten könnten - mit rund 850.000 Erkrankungen, 170.000 Klinikeinweisungen und 2.500 Todesfällen in 25 Jahren. »Würden die Impfungen heute auch nur um zehn Prozent zurückgehen, würden die Masernfälle in den nächsten 25 Jahren auf 11,1 Millionen ansteigen«, prognostiziert der Hauptautor der Studie Professor Dr. Mathew Kiang.
Wenn die Impfraten über einen längeren Zeitraum weiter sinken, könnten Masern und auch andere in den USA als ausgerottet geltende Krankheiten – wie Röteln und Kinderlähmung – wieder auftauchen. »Würden die Impfraten halbiert, wären innerhalb von 25 Jahren 51,2 Millionen Masern-, 9,9 Millionen Röteln-, 4,3 Millionen Polio- und 200 Diphtheriefälle zu erwarten. Dies würde zu 10,3 Millionen Krankenhausaufenthalten und 159.200 Todesfällen führen«, warnt Kiang.
Gleichzeitig betont der leitende Autor der Studie Professor Dr. Nathan Lo aber auch: »Eine Erhöhung der Impfraten um fünf Prozent könnte bereits verhindern, dass Masern wieder dauerhaft zirkulieren.« Das Problem sei, dass spätestens seit der Coronapandemie, aber auch schon davor die Zahl der Routineimpfungen abgenommen habe. Lo beschreibt: »Die Menschen schauen sich um und sagen: »Wir sehen diese Krankheiten nicht. Warum sollten wir uns dagegen impfen lassen?«« Es gebe eine allgemeine Impfmüdigkeit sowie »Misstrauen und Fehlinformationen über die Wirksamkeit und Sicherheit von Impfstoffen«.