Gefahr für Gelenke, Herz und Nieren |
Brigitte M. Gensthaler |
05.02.2024 14:00 Uhr |
Als Erstlinientherapie der chronischen Gicht nannte die Ärztin Allopurinol und Febuxostat. Benzbromaron und Probenecid folgen in zweiter Linie, zum Beispiel bei Unverträglichkeit und Kontraindikation gegen Allopurinol. Die Adhärenz bei Allopurinol sei jedoch schlecht: Nach zwölf Monaten nehme nur noch ein Drittel der Patienten das verordnete Medikament ein.
Zu Beginn der harnsäuresenkenden Therapie dürfe man die Anfallsprophylaxe nicht vergessen, da erfahrungsgemäß Gichtanfälle auftreten können. Leitliniengemäß werden zur Anfallsprophylaxe niedrig dosiertes Colchicin (≤ 1,2 mg/Tag) oder nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Naproxen über zwei bis sechs Monate eingesetzt (Off-Label-Use).
Hilfreich könnten SGLT-2-Hemmer wie Empagliflozin und Dapagliflozin sein, denn sie senken auch die Harnsäure und die Gichtinzidenz, berichtete die Internistin. Bei Patienten mit Diabetes und Hyperurikämie schlage man somit »zwei Fliegen mit einer Klappe«.
Wie wichtig die Adhärenzförderung der Patienten ist, zeigte 2018 eine Studie in Großbritannien. Bei spezieller Begleitung und Schulung durch eine Krankenschwester hatten 95 Prozent der Patienten nach zwei Jahren den Harnsäure-Zielwert von 6 mg/dl erreicht, bei üblicher Versorgung waren es nur 30 Prozent. Die Häufigkeit von Gichtattacken und Tophi-Bildung war in der betreuten Gruppe signifikant geringer.
Um die Versorgung der Patienten zu verbessern, wird derzeit eine neue S3-Leitlinie zur Gicht erstellt, die die fachärztliche und allgemeinmedizinische Expertise zusammenführt. Sie soll im Sommer 2024 erscheinen.