Gedenken an historischer Stätte |
Annette Rößler |
01.10.2024 10:01 Uhr |
Die Ablehnung der sogenannten Apotheke light, also Offizinen ohne anwesende Approbierte, die das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) von Steingaß’ Parteigenossen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorsieht, teilte der zweite Gastredner Christopher Hauß (CDU), der sowohl Apotheker als auch Landesvorsitzender der Jungen Union Rheinland-Pfalz ist.
»Schon als der Kassenabschlag auf 2 Euro erhöht wurde, war das ein Schlag unter die Gürtellinie nach all dem, was Apotheken gerade auch in der Pandemie geleistet haben. Seitdem haben wir noch Inflation erleben müssen, sodass viele Apotheken mittlerweile an der Rentabilität kratzen«, sagte Hauß. Aktuell schließe jeden Tag eine Apotheke. 10 Prozent der Apotheken hätten ein negatives Betriebsergebnis und 24 Prozent weniger als 75.000 Euro im Jahr. »Wenn sich nichts dramatisch ändert, wird sich der Trend der Apothekenschließungen also leider fortsetzen.«
Es müsse mehr Geld ins System, um dem entgegenzuwirken. Diese Notwendigkeit werde vom Bundesgesundheitsminister aber nicht erkannt; er sehe nur den Bedarf, die Mittel im System umzuverteilen. Mehr Geld für die Apotheken sei aber auch deshalb notwendig, um die Arbeit in der Offizin wieder attraktiver – und konkurrenzfähig zu machen. »Wenn man sich vor Augen hält, dass alleine die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel oder die Verwaltungskosten der Krankenkassen das Doppelte der Kosten der Apotheken verursachen, dann muss es mehr Spielraum für eine bessere Honorierung geben«, sagte Hauß.
Wie groß der Apothekenschwund in Rheinland-Pfalz ist, wurde bei einer anschließenden Podiumsdiskussion deutlich. »Aktuell haben wir in Rheinland-Pfalz nur noch 832 Apotheken und zum Jahresende werden noch einige schließen. Die Vor-Ort-Apotheke verschwindet immer mehr«, sagte Dr. Jan-Niklas Francke, 1. Vorsitzender des Apothekerverbands Rheinland-Pfalz. Und Stahl ergänzte: »Gerade in den ländlichen Bereichen sehen wir, wie groß die Lücken jetzt schon sind.« Bei der Einteilung des Notdienstes werde es immer schwieriger, die Balance zu halten zwischen der Versorgung der Bevölkerung auf der einen Seite und der Belastung der Kollegen auf der anderen Seite.
Um dem Negativtrend entgegenzuwirken, bräuchten die Apotheken eine bessere Basisvergütung, so Francke. Die Versorgung von gesetzlich versicherten Patienten mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln sei im Moment nicht mehr kostendeckend. »Soweit hätte es nicht kommen dürfen. Wir brauchen definitiv eine Stärkung des Grundhonorars in Kombination mit neuen Aufgaben, die zusätzliche Verdienste möglich machen«, so der Verbandsvorsitzende.