Geburtenrate sinkt auf 1,35 Kinder je Frau |
Das durchschnittliche Alter der Mütter bei der Geburt ihres ersten Kindes betrug 2024 in Deutschland 30,4 Jahre. / © Getty Images/Morsa Images/Abel Mitja Varela
Die durchschnittliche Zahl der Kinder, die eine Frau in Deutschland zur Welt bringt, ist erneut gesunken. Der als Geburtenrate bezeichnete Wert betrug vergangenes Jahr 1,35, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Damit lag er 2 Prozent niedriger als im Vorjahr. Der Rückgang verlangsamte sich allerdings deutlich: In den Jahren 2022 und 2023 war die Geburtenrate noch um 8 beziehungsweise um 7 Prozent zurückgegangen.
Ähnlich niedrige und auch noch niedrigere Werte als vergangenes Jahr gab es in Deutschland sowohl in den 1990er-Jahren als auch im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends. Dass sie anschließend zwischenzeitlich anstiegen, führt Martin Bujard, Forschungsdirektor beim Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, auf hohe Investitionen in die Familienpolitik zurück, etwa in Elterngeld und die Kinderbetreuung.
Die aktuellen Zahlen seien besorgniserregend. Der Rückgang liege an den multiplen Krisen, mit denen die Menschen konfrontiert seien: der Krieg in der Ukraine und die schlechte wirtschaftliche Entwicklung, aber auch die Klimakrise, Inflation und das Erstarken des Rechtspopulismus.
»Wir sehen nach wie vor sehr, sehr niedrige Werte in Deutschland und Europa. Die langfristigen Auswirkungen einer so niedrigen Geburtenrate werden leider vielfach noch unterschätzt«, warnt Bujard. Diese zeigten sich erst nach Jahrzehnten, wenn eine veränderte Altersstruktur zu Fachkräftemangel und sinkenden Renten trotz höherer Beiträge führe. »Das kostet enorm viel Wohlstand«, sagt er. So gehe der derzeitige Fachkräftemangel auf die niedrigen Geburtenraten in den 1980er-, 1990er- und 2000er-Jahren zurück.
Der Experte plädiert für mehr Investitionen in die Kinderbetreuung, die Eltern in den vergangenen Jahren oft als nicht mehr verlässlich erlebten. Denn tatsächlich wünschten sich die Menschen Kinder: bei 1,8 Kindern liege dieser Wert Untersuchungen zufolge bei Frauen und Männern. Damit der Kinderwunsch nicht aufgeschoben, sondern umgesetzt werde, brauche es vor allem eine gesellschaftliche Atmosphäre, die Mut mache und ein positives Bild von Familie vermittele.
Der Kinderwunsch wird tendenziell immer weiter aufgeschoben: Das durchschnittliche Alter der Mütter bei der Geburt ihres ersten Kindes betrug 2024 in Deutschland 30,4 Jahre, die Väter waren im Schnitt 33,3 Jahre alt. Im Jahr 2015 waren Mütter im Durchschnitt 29,7 Jahre und Väter 32,8 Jahre alt.