| Für diese Phytos gibt es Evidenz | 
Bei einer akuten Rhinosinusitis kann das Apothekenteam laut der in Überarbeitung befindlichen S2k-Leitlinie eine Behandlung mit dem patentierten (Misch-)Extrakt BNO 1016 (Sinupret® extract) oder mit »definierten Eukalyptus-Extrakten« – wie es in der Leitlinie heißt – empfehlen. Zum Tragen kommen die sekretolytischen und entzündungshemmenden Effekte der Inhaltsstoffe. Bei rezidivierender oder chronischer Rhinosinusitis gebe es hingegen keine Empfehlung, so der Experte.
Auch reines 1,8-Cineol (Soledum® forte, Sinolpan® forte), definitionsgemäß als Reinsubstanz kein Phytopharmakon, könne die Symptome bei akuter nicht eitriger Rhinosinusitis um mehrere Tage schneller verbessern. »Auch hier gibt es valide Daten, die Hersteller haben ihre Hausaufgaben gemacht.« Einen deutlichen Benefit habe Pelargonium-sidoides-Extrakt EPs® 7630 (Umckaloabo®) bei Erwachsenen mit bakterieller Sinusitis gezeigt. »Das sind interessante Studiendaten, aber es hat keine Zulassung dafür.«
Dürftig sieht es mit Evidenzen laut Fürst bei der Indikation Halsschmerzen aus. In der aktuellen S3-Leitlinie zu Pharyngitis werde ein Salbeifluidextrakt-Rachenspray positiv erwähnt, das in Deutschland aber nicht auf dem Markt ist. »Zum einen halte ich die Darreichungsform als Spray für effektiver als Lutschen und Gurgeln und zum anderen hat Salbei eine entzündungshemmende Komponente.« Bedauerlich findet es Fürst, dass Umckaloabo® in einer doppelblinden randomisierten placebokontrollierten Studie bei Kindern mit Tonsillopharyngitis »beeindruckend schneller wirkte, es dafür aber nicht zugelassen ist. Die 78 mit Verum behandelten Kinder waren nach einer Woche annähernd symptomfrei«.
Die beste Evidenzlage gibt es laut dem Pharmazeuten für die Indikation Erkältungshusten und Bronchitis. Randomisierte klinische Studien belegen eine Linderung der Intensität und ein schnelleres Abklingen des Hustens gegenüber Placebo für folgende Zubereitungen:
Die Pflanzenauszüge haben einen rund zwei bis zweieinhalb Tage schnelleren Heilungsverlauf von Atemwegsinfekten und Bronchitis. Dabei reduzieren sie die Hustenattacken und Sputum. Wie stellt man sich die Wirkweise vor? Die expektorierend wirkenden Inhaltsstoffe helfen, die Sekretviskosität zu normalisieren und über die Aktivierung der Flimmerhärchen die körpereigene mukoziliäre Clearance anzutreiben. Das fördert das Abhusten von Sekret. Sputum, das leichter abgehustet werden kann, entlastet die Hustenrezeptoren. Das Saponin α-Hederin in Efeuextrakten wirkt außerdem indirekt bronchodilatierend: Indem es die Zahl von β2-Zellen auf der Bronchialschleimhaut erhöht, verbessert es auch deren Ansprechbarkeit durch Adrenalin, was bronchospasmolytisch wirkt.
Fürst legt Wert darauf, dass Phytopharmaka als Vielstoffgemische nicht streng nach Expektorans oder Antitussivum einzuteilen sind. Allein schon die Bezeichnung »antitussiv wirksam« passe für eine pflanzliche Zubereitung nicht. »Schließlich haben pflanzliche Arzneimittel einen anderen Wirkmechanismus als die zentral angreifenden Antitussiva.“«
Vielmehr gebe es Phytopharmaka, die sich gegen Reizhusten wenden. Präparate mit Schleimstoff-haltigen Drogen wie Isländisch Moos (zum Beispiel Isla® Halspastillen), Eibisch (zum Beispiel Bronchostop®, Phytohustil®, Naturalis® Mund- und Rachenspray) oder Primelwurzel (zum Beispiel Ipalat® Halspastillen) befeuchten die Schleimhäute, indem sie den Speichelfluss anregen und mucilaginös wirken. Die in den Schleimstoffen enthaltenen Polysaccharide bilden mit dem Speichel eine Art Schutzfilm, der sich an die Schleimhaut anhaftet. Entzündete Epithelzellen werden so vor weiteren Reizen geschützt.