| Alexandra Amanatidou |
| 26.11.2025 13:30 Uhr |
Der Pharmadialog soll ressortübergreifend stattfinden. Neben dem Gesundheitsministerium sind daher auch das Wirtschafts- und das Forschungsministerium beteiligt. Auch das Umweltministerium soll dabei sein, »weil wir ihre Kritik an den Auswirkungen einiger auf europäischer Ebene verhandelter Umweltdossiers auf die Pharma-Branche sehr ernst nehmen«, so Frei. Gemeint ist dabei die Kommunalabwasserrichtlinie (KARL) der Europäischen Union. Mit der überarbeiteten Version der Richtlinie wurde die Einführung einer vierten Reinigungsstufe in kommunalen Kläranlagen zur Entfernung von Spurenstoffen wie Arzneimittelrückständen beschlossen. Zudem müssen sich Pharma- und Kosmetikhersteller zu mindestens 80 Prozent an den Kosten der neuen Klärstufe beteiligen. Bisher wurde die EU-Richtlinie jedoch noch nicht in deutsches Recht umgesetzt.
Zu den Problemen der Branche, wie etwa Lieferengpässe oder die US-Zölle, sieht der CDU-Politiker die Lösung nicht auf nationaler, sondern auf EU-Ebene. Die Pharmaindustrie sei ein wesentlicher Resilienzfaktor für die Gesellschaft. Das habe die Branche auch während der Corona-Pandemie gezeigt.
Tino Sorge (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium. / © PZ/ Alexandra Amanatidou
Auch Tino Sorge (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium (BMG), hielt eine Keynote bei der Jahrestagung von Pharma Deutschland. Die Pharmaindustrie habe eine starke Bedeutung für das Land, dies würde der Bevölkerung aber erst auffallen, wenn eine innovative Therapie benötigt werde oder es zu Lieferengpässe komme.
Das Gesundheitswesen benötige strukturelle Reformen, da die finanziellen Mittel nicht sinnvoll eingesetzt würden. »Wir müssen strategische Entscheidungen treffen«, so Sorge. Besonders wichtig sei es, die Prävention zu stärken. Dies würde dabei helfen, die Versorgung und die Ausgaben im Gesundheitswesen zu verbessern.
Auch die Regularien für die Pharmaindustrie müssten geändert werden, um flexiblere Verfahren zu ermöglichen. »In Deutschland planen wir sehr lange. Wir müssen politisch schneller werden und anfangen, individuelle Lösungen zu finden, insbesondere im Bereich der Pharmaindustrie, die ein sehr innovativer Bereich ist.«
Sorge betonte, dass die Digitalisierung und die bessere Nutzung von Daten für die Forschung stärker in Betracht gezogen werden müssen. So sei das vor einigen Wochen eröffnete Forschungsdatenzentrum Gesundheit (FDZ) ein Gamechanger und ein Datenschatz. Am Ende seiner Rede schickte er Grüße von der Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU). »Die Türen beim BMG stehen Ihnen offen«, sagte er.
Angesichts der internationalen Lage warnte der CDU-Politiker vor Protektionismus. Er warnte auch vor unrealistischen Erwartungen, welche Produktionen in Europa zurückgebracht werden könnten. Seiner Meinung nach sollte Europa auf klinische Studien und innovative Ideen im Gesundheitsbereich setzen. Zudem wäre es sinnvoll, in Friedens- und in nicht Pandemiezeiten mehr zu investieren, um später im Fall einer neuen Krise schnell reagieren zu können. Er erklärte auch, dass ein Teil des Sondervermögens für Innovationen der Pharmaindustrie eingesetzt werden könnte.
Auch der Vorsitzende des Verbands, Wieczorek, hielt ein Grußwort. »Wir müssen die Rahmenbedingungen schaffen, um zur Leitindustrie zu werden«, sagte er. Sein Wunsch an den Pharmadialog sei, nicht über Kosten, sondern über Chancen zu diskutieren und durch konstruktive Vorschläge und Regularien Einsparungen zu erzielen, um das Eingesparte dann weiter zu investieren. Nach dem Pharmadialog solle schnell die Pharmastrategie folgen. »Die Industrie wartet nicht auf die Regierung«, so Wieczorek.