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Immunkorrelat

Forscher schlagen Grenzwert für Antikörpertiter vor

Zurzeit kann noch keiner sagen, wie hoch der Antikörpertiter sein muss, damit man nach einer Impfung vor Covid-19 geschützt ist. Eine Studie britischer Forscher bietet jetzt eine Diskussionsgrundlage.
AutorKontaktAnnette Rößler
Datum 04.10.2021  09:00 Uhr

Bekanntlich gibt es für das Pandemievirus SARS-CoV-2 noch kein Immunkorrelat, also einen messbaren Wert, anhand dessen sich sagen lässt, ob der Betreffende im Fall einer Infektion vor der Krankheit Covid-19 geschützt ist. Das wäre aber eine sehr wichtige Information, um etwa der Entscheidung für eine Auffrischimpfung eine Evidenzgrundlage zu geben. Da der Wert im Zweifelsfall womöglich tausend-, wenn nicht gar millionenfach bestimmt würde, sollte die Messmethode möglichst einfach sein.

Hierfür kommt zurzeit eigentlich nur die Bestimmung der bindenden Antikörper infrage, obwohl diese ja nur einen Teil der Immunreaktion abbilden, weil die zelluläre Immunantwort dabei außen vor bleibt. Im Fachjournal »Nature Medicine« schlägt ein Team um Dr. Shuo Feng von der Universität Oxford jetzt Antikörper-Grenzwerte als Immunkorrelat vor. Demnach sei ein 80-prozentiger Schutz vor symptomatischer Infektion bei 264 BAU/ml von gegen das Spike-Protein von SARS-CoV-2 gerichteten IgG-Antikörpern beziehungsweise bei 506 BAU/ml von gegen die Rezeptorbindedomäne (RBD) des Spike-Proteins gerichteten IgG-Antikörpern gegeben. BAU steht dabei für Binding Antibody Units, eine von der Weltgesundheitsorganisation festgelegte, standardisierte Einheit.

Diese Werte gelten jedoch nur für Personen, die zweimal mit dem Impfstoff Vaxzevria® geimpft wurden, der von der Universität Oxford und Astra-Zeneca entwickelt wurde. Denn die Untersuchung stellt eine Fortführung der Zulassungsstudie von Vaxzevria dar. Zudem beziehen sich die Grenzwerte ausschließlich auf die Alpha-Variante des Coronavirus, weil diese im Studienzeitraum die regional vorherrschende Variante war.

Noch nicht das letzte Wort

Diese und weitere Einschränkungen sind der Grund, warum die Ergebnisse der Studie zunächst nur eine Diskussionsgrundlage bilden. »Antikörpertiter sind in der Praxis relativ einfach und genau zu messen, insofern ist das eine wichtige Studie«, erklärt Professor Dr. Bernd Salzberger, Infektiologe am Universitätsklinikum Regensburg und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie. Bei sehr niedrigen oder sehr hohen Titern seien aber die Konfidenzintervalle für die Schätzung der Schutzwirkung sehr groß gewesen. »Um dafür genauere Schätzungen zu erhalten, müssen sehr viel größere Patientenkollektive untersucht werden«, so Salzberger.

Nicht berücksichtigt worden sei zudem der Abfall der Schutzwirkung über die Zeit; alle Berechnungen bezogen sich auf die Messung der Antikörper vier Wochen nach der zweiten Impfdosis. »Mit diesen Einschränkungen können die Ergebnisse keinesfalls in die klinische Praxis übersetzt werden: Es ist nicht möglich, aus einem tagesaktuellen Titerwert auf den in der Studie benutzten Parameter zurückzuschließen«, lautet Salzbergers Fazit.

Professor Dr. Carsten Watzl, Immunologe an der TU Dortmund und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, ergänzt, dass es eine ähnliche Analyse bereits von Moderna für den Impfstoff Spikevax® gebe, und erwartet vergleichbare Untersuchungen auch für Comirnaty® von Biontech/Pfizer und die Vakzine von Janssen (Johnson & Johnson). In der Moderna-Studie sei ein ähnlicher Wert definiert worden wie in der jetzt veröffentlichten Studie zu Vaxzevria. »Es wird allerdings noch mehrere solcher Studien benötigen, um wirklich einen Wert final festlegen zu können«, so Watzls Einschätzung. Zudem habe sich das Coronavirus mittlerweile weiterentwickelt: Die derzeit vorherrschende Delta-Variante sei etwa 50 Prozent ansteckender als die Alpha-Variante, »also müsste man den Grenzwert in etwa mit 0,5 multiplizieren«.

Wird man künftig also regelmäßig den Antikörpertiter bestimmen und abhängig vom Ergebnis geimpft werden müssen? Das ist laut Watzl eher unwahrscheinlich. »Die Antikörpertiter haben nach der Impfung einen zweiphasigen Abfall und stabilisieren sich irgendwann. Das liegt daran, dass kurzlebige Plasmazellen zwar zu einem frühen hohen Antikörperanstieg beitragen, aber diese auch wieder verschwinden. Im späteren Verlauf nach der Impfung werden mehr Gedächtniszellen gebildet, die langanhaltend Antikörper produzieren«, erklärt der Immunologe. Mit einer weiteren Impfung könne der Pool an Gedächtniszellen erhöht werden, sodass ein Impfschutz dann eventuell auch mehrere Jahre halte. »Ein Leben lang wird er eher nicht halten«, so Watzl.

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