Fluorid von klein auf bis zur Spange |
Wer seine Brackets gut pflegt, hat gut lachen. / Foto: Adobe Stock/carballo
Kinder sollen im ersten Lebensjahr gezielt Fluorid bekommen, darin waren sich die Mediziner immer einig. Schließlich stärkt das Spurenelement die Widerstandsfähigkeit des Zahnschmelzes und reduziert das Risiko für Karies. Umstritten war aber, in welcher Form die Eltern ihrem Nachwuchs das Spurenelement verabreichen sollen. Kinderärzte empfahlen bisher Tabletten und Putzen mit fluoridfreier Zahnpasta, wenn die ersten Zähnchen kommen, Zahnärzte sprachen sich hingegen für das Zähneputzen mit fluoridierter Zahncreme aus. Fluoride wirkten in erster Linie durch direkten Kontakt mit Zahnhartsubstanz karieshemmend, so ihr Argument. Das führte zur Verunsicherung der Eltern – und der Gefahr, dass Eltern entweder gar kein Fluorid einsetzten oder vorsorglich beides machten. Wobei eines eindeutig zu wenig und anderes eindeutig zu viel ist.
Seit knapp einem Jahr gibt es nun erstmals eine einheitliche evidenzbasierte Empfehlung zur Kariesprävention, die verschiedene Fachgesellschaften von Kinder- und Zahnärzten sowie Ernährungswissenschaftler gemeinsam erarbeitet haben. Erstellt wurden die Handlungsempfehlungen mit dem bundesweiten Netzwerk »Gesund ins Leben«.
Demnach sollen Säuglinge von Geburt an bis zum Durchbruch des ersten Milchzahns täglich 400 bis 500 I.E. Vitamin D und 0,25 mg Fluorid in Tablettenform erhalten. Ab dem ersten Zahn gibt es für die Eltern zwei Möglichkeiten:
Fluoridhaltige Zahnpasta und Fluoridtabletten sollen nicht in Kombination verwendet werden.
Ab dem Alter von zwölf Monaten bis zum zweiten Geburtstag sollen die Eltern mit dem Kind die Zähne zweimal täglich mit jeweils bis zu 0,125 g Zahnpasta mit 1000 ppm Fluorid putzen. Von zwei bis zu sechs Jahren sollen die Zähne des Kindes zweimal täglich mit jeweils bis zu 0,25 g Zahnpasta mit 1000 ppm Fluorid – das entspricht einer erbsengroßen Menge – geputzt werden. In diesem Alter kommt für viele Kinder ein weiterer Putztermin in der Kita oder im Kindergarten dazu.
Den Experten ist es wichtig, die Fluoridanwendung mit Augenmaß zu betreiben. Überdosierungen können zu Dentalfluorosen in den bleibenden Zähnen führen. Auf diesen erscheinen dann weißliche bis gelblich-braune Verfärbungen, die oft als kosmetisch störend empfunden werden. Sogenannte Kreidezähne haben wohl eine andere Genese.
Bei allen Altersgruppen sollten daher Zahnpflegeprodukte angewendet werden, die eine genaue Dosierung der empfohlenen Höchstmenge an Zahnpasta ermöglichen. Allerdings sind Mengen wie »reiskorngroß« (0,125 g) oder »erbsengroß« (0,25 g) mit den derzeit üblichen Tuben nicht genau abmessbar. Für eine zuverlässige Dosierung wären fest angebrachte Dosierspender benötigt, die bislang jedoch nicht zur Verfügung stünden. In der Zwischenzeit empfehlen die Experten daher Zahnpasten zu verwenden, die beispielsweise durch kleinere Tubenöffnungen und Veranschaulichung der empfohlenen Menge auf der Tube das Risiko einer Überdosierung verringern.
Erhöhte Schwierigkeit bei der Zahnpflege bringen Brackets, also jene kleinen Plättchen aus Metall, Keramik oder Kunststoff, die an den Zähnen festgeklebt sind und für ein ansehnliches Gebiss sorgen sollen. Ein elastischer Bogen aus Metall verbindet die Plättchen miteinander. An den Brackets befestigt sind Federn oder Gummiketten, die ständig einen leichten Zug auf die Zähne ausüben. So schieben sich die Zähne über Monate und Jahre in die gewünschte Stellung. Die Zahn-Apparatur wird vom Kieferorthopäden regelmäßig überprüft und nachjustiert.
Die Zähne an den Bracketrändern, unter den Drähten und in den Zahnzwischenräumen frei von Belägen zu halten, ist eine echte Herausforderung. Die Gefahr, dass sich Mundgeruch, White Spots, Karies und Zahnfleischentzündungen bilden, ist ohne gründliche Mundhygiene ziemlich hoch – was viele Kinder und Teenager nervt.
Dabei sind genau die Stellen, an denen die Brackets auf dem Zahn befestigt sind, noch am besten geschützt. Beginnende White Spots können sich dann zu größeren Demineralisationszonen entwickeln, wenn die feste Spange entfernt wird. Unter den Stellen, an denen die Brackets angebracht waren, ist der Zahn völlig intakt und darum herum bildet sich eine Demineralisierung, die wie ein Fenster aussieht (»Fenstereffekt«).
In der Tat erfordert Zahnpflege bei festen Spangen anfangs etwas Übung und Geduld. In jedem Fall sollten Jugendliche mehr Zeit im Badezimmer vor dem Waschbecken einplanen. »Zweimal täglich zehn Minuten« für die Zahnpflege sind ein guter Anhaltspunkt.
Es empfiehlt sich eine mittelharte Kurzkopfzahnbürste mit abgerundeten Borsten oder eine elektrische Zahnbürste sowie eine übliche Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 1500 ppm. Zusätzlich schützt der wöchentliche Gebrauch von fluoridhaltigem Gel vor Karies. Danach wird allerdings nur ausgespuckt und nicht mehr nachgespült. Für die Reinigung der Zahnzwischenräume empfehlen Kieferorthopäden meist Interdental-oder Einbüschelbürstchen. Auch Superfloss eignet sich gut.
Träger fester Zahnspangen sollten auch bei der Wahl ihrer Lebensmittel Rücksicht nehmen. Prinzipiell zu meiden sind klebrige (wie Toffee oder Lakritze) oder harte (wie Nüsse) Lebensmittel. Selbst auf die Kruste eines frischen Brotes ist besser zu verzichten, da sie Bogen und Bänder der Brackets beschädigen kann. Auch Äpfel oder Karotten besser nicht direkt abbeißen, da sich die Brackets lösen können. Salat oder grobes Müsli verfangen sich gerne in den Drähten. Nach den Mahlzeiten und unterwegs behilft man sich am besten mit Interdentalbürstchen, um wieder ungeniert lächeln zu können.