Fast alle Apotheken hatten geschlossen |
Wie hier in Berlin beteiligten sich die meisten Apothekeninhaber und ihre Teams am gestrigen Protesttag. Notdienstapotheken stellten die Versorgung sicher. / Foto: PZ/Orth
Die ABDA zieht eine positive Bilanz des gestrigen bundesweiten Protesttags. Mit tausenden geschlossenen Apotheken und zahlreichen großen Demonstrationen habe die Apothekerschaft »ein kraftvolles Zeichen gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung gesetzt«, teilte die Standesvertretung heute mit. Der Protest richtete sich laut ABDA insbesondere gegen zunehmende Lieferengpässe, Bürokratieauflagen, Kostensteigerungen sowie den zehnjährigen Stillstand beim Apothekenhonorar. Dadurch stünden die Apotheken mittlerweile unter einer enormen betriebswirtschaftlichen Belastung. Die ausbleibende Wertschätzung der Bundesregierung bewertet die ABDA vor allem angesichts des enormen Einsatzes der Apothekenteams in der Pandemie sowie in der Lieferengpass-Krise als »moralischen Schlag ins Gesicht der Apothekenteams, die für eine zukunftsfähige Arzneimittelversorgung eintreten«.
Nach Angaben der Standesvertretung war die Beteiligung am Protesttag hoch: Laut einer bundesweiten Umfrage hatten am gestrigen Mittwoch 86 Prozent der Apotheken ganztags geschlossen. Weitere 8 Prozent beteiligten sich anderweitig an den Protesten, zum Beispiel durch Versorgung über Notdienstklappen. 5 Prozent der Apotheken leisteten Notdienste und waren deshalb nicht geschlossen. Nur 1 Prozent der Befragten gab an, sich gar nicht an den Protesten beteiligt zu haben. Das ergab eine bundesweite Umfrage der ABDA unter 4.030 Apothekenleiterinnen und -leitern.
Am Protesttag stellten Kammern und Verbände zudem zahlreiche zentrale Protestveranstaltungen auf die Beine, unter anderem in Berlin, Düsseldorf, Wiesbaden, Herford, München und Münster. Alleine auf den beiden größten Demonstrationen in Berlin und Düsseldorf versammelten sich zusammen mehr als 12.000 Menschen, teilte die ABDA mit. Die PZ berichtete ausführlich über die Protestaktionen.
Laut ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening war der gestrige Protesttag für Apothekerschaft »ein ganz besonderer Tag, denn wir haben gemeinsam ein starkes Zeichen in Richtung Politik gesetzt«, sagte sie in einem heute veröffentlichten Video-Statement. Damit hätten die Apothekenteams gezeigt, wie wichtig ihnen eine qualitativ hochwertige Versorgung der Patientinnen und Patienten in den Apotheken vor Ort sei und die Bereitschaft gezeigt, entschlossen und geschlossen dafür zu kämpfen. Dass die Botschaften gehört wurden, beweise das breite Medienecho. Viele Patientinnen und Patienten hätten Verständnis gezeigt. »Das hat gutgetan, das hat Mut gemacht«, sagte Overwiening. Nun sei die Politik am Zug.
Noch eine Woche lang hätten die Bundestagsabgeordneten Zeit, das Lieferengpassgesetz so zu ändern, dass die Arzneimittelversorgung in den nächsten zehn bis 20 Jahren sicherer werde. »Wenn wir höhere Honorare, weniger Bürokratie und das Ende der Nullretaxationen fordern, machen wir das vor allem für unseren pharmazeutischen Nachwuchs, damit dieser eine Zukunft hat«, betonte die ABDA-Präsidentin.