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Nachhaltigkeit

EU-Verhandlungen zu Arzneimittelrückständen starten

Arzneimittel sind inzwischen verbreitet in der Umwelt und immer wieder auch im Trinkwasser nachweisbar. Daten zu Risiken gibt es - nur sind sie oft nicht zugänglich, wie Experten bemängeln. Auf EU-Ebene starten nun Verhandlungen.
AutorKontaktdpa
AutorKontaktMelanie Höhn
Datum 28.03.2023  16:30 Uhr

Diclofenac im Abwasser

Die Substanz Diclofenac - in Deutschland unter anderem Bestandteil von Salben, die gegen Schmerzen wirken sollen - ist ein Beispiel dafür, dass Arzneistoffe ebenso überraschende wie furchtbare Folgen für Natur und Umwelt haben können: Als indische Landwirte in den 1990er-Jahren begannen, ihre Rinder mit Diclofenac zu behandeln, begann ein Massensterben der Geier. Bestände schrumpften um 90 Prozent und mehr, einige Arten starben fast aus. Das Mittel verursacht bei den Greifvögeln, die es beim Verzehr von Kadavern aufnehmen, schon in kleinsten Mengen ein qualvolles, tödliches Nierenversagen.

Allein in Deutschland werden pro Jahr etwa 80 Tonnen des Wirkstoffes verbraucht. »Maximal sechs Prozent kommen am gewünschten Zielort im Körper an«, sagt Gerd Maack von der Fachgruppe zur Umweltbewertung von Arzneimitteln des UBA. »Die Haut ist eine effektive Barriere, das ist ja auch ihre Aufgabe.« Als Salbe aufgetragen gehe der Großteil des enthaltenen Wirkstoffs beim Händewaschen, Duschen oder dem Waschen der getragenen Kleidung ins Abwasser. In den Kläranlagen werde nur ein Teil eliminiert.

Umweltbewusstsein verstärken

Die Wasserrahmenrichtlinie der EU sieht inzwischen eine weitere Reinigungsstufe vor, auch in Deutschland werden immer mehr vierte Klärstufen eingebaut. Sie halten Spurenstoffe etwa durch sogenannte Ozonierung oder Aktivkohlefiltration zurück. »Viele Wirkstoffe wie Röntgenkontrastmittel rauschen aber auch da einfach so durch«, sagt Maack vom Umweltbundesamt. Diskutiert werden deshalb verschiedene weitere Maßnahmen, etwa eine Umweltverträglichkeits-Ampel als Zusatzinfo für Fachpersonal. »Wirkstoffe wie Diclofenac sollten nicht mehr rezeptfrei abgegeben werden«, nennt Maack eine weitere Möglichkeit.

Medizinisch notwendig seien die Diclofenac-Salben - mit Ausnahme gegen Arthritis - oft nicht, ist Maack überzeugt. »Die Menschen müssten sich viel stärker bewusst machen, was sie mit der Verwendung in die Umwelt bringen.« Experten betonen schon seit Jahren, dass sich die Mentalität in Gesundheitsfragen in Deutschland grundlegend ändern müsse: Mehr Bereitschaft zu eigenem Handeln wie etwa zu einer besseren Ernährungsweise und einem höheren Bewegungspensum sei nötig. »Dass verbreitete Ansicht ist, ein Medikament oder eine Behandlung müsse jede Erkrankung richten und man selbst müsse gar nichts tun, ist Teil des Problems«, sagt Maack.

Derzeit gelangen in Deutschland jährlich Tausende Tonnen biologisch aktive Wirkstoffe aus Human- und Tiermedizin über Abwässer, Klärschlamm und Gülle in die Umwelt. Mehr als 2000 verschiedene Substanzen sind im Handel. Das Problem wird an Brisanz gewinnen: Die Generation der Babyboomer erreicht das Rentenalter - und vor allem Senioren nehmen viele Medikamente. Verglichen mit dem Jahr 2015 sei bis 2045 mit einer bis zu 70-prozentigen Steigerung beim Einsatz rezeptpflichtiger Arzneimittel zu rechnen, sagt UBA-Experte Maack. Zudem summieren sich die Mengen vieler Substanzen in der Umwelt. »Arzneimittel sind oft sehr stabil verglichen mit anderen Chemikalien«, erklärt Maack. Schließlich seien sie dafür geschaffen, unwirtliche Körpergefilde wie den Magen-Darm-Trakt und Passagen durch Zellwände heil zu überstehen. In der Umwelt würden sie häufig nur sehr schlecht abgebaut und behielten ihre biologische Wirksamkeit lange Zeit.

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