EU prüft angebliche Wundermittel gegen das Coronavirus |
Im Internet wurde unter anderem Sesamöl als angebliches Wundermittel im Zusammenhang mit dem Coronavirus empfohlen. Die Europäische Union (EU) ging Ende April gegen diese Falschinformationen vor. / Foto: Adobe Stock/BRAD
Mundwasser, Sesamöl, Silberwasser oder der Urin von Kühen – auf vielen Internetseiten kursierten in den letzten Wochen kuriose bis sehr gefährliche Tipps für angebliche Wundermittel gegen das Coronavirus. Von harmlosen Hausmitteln wie Knoblauch oder Zwiebeln bis hin zu toxischen Mitteln wie beispielsweise hochverdünntes Arsen wurde einiges angepriesen, um sich vor dem neuen Virus zu schützen. Die Europäische Kommission hat der Verbreitung dieser wenig hilfreichen bis stark gesundheitsschädlichen Inhalte jetzt Einhalt geboten.
Im Rahmen eines EU-weiten Screenings von Webseiten konnten Millionen von falschen und betrügerischen Inhalten entfernt oder blockiert werden. Ende April startete der sogenannte Sweep, sprich Durchforstung, um irreführende Inhalte, die gegen die EU-Verbraucherregeln verstoßen, zu identifizieren und zu löschen. Der EU-Kommissar für Justiz und Verbraucher Didier Reynders sprach von einem Erfolg: »Die großen Online-Plattformen haben positiv auf die Aufforderung der Europäischen Kommission reagiert, gegen Betrug und irreführende Angebote vorzugehen, und haben sich klar zur Beseitigung schädlicher Inhalte bekannt.« Das jüngste Screening habe gezeigt, dass unseriöse Geschäftemacher weiterhin neue Wege fänden, um die Schwachstellen der Verbraucher auszunutzen, algorithmische Prüfungen zu umgehen und neue Websites einzurichten. Inmitten einer globalen Pandemie müssten sich die Verbraucher dessen bewusst sein - es gebe keine Wundermittel im Internet. Reynders ist nach eigenen Angaben »dankbar, dass die nationalen Verbraucherbehörden weiterhin in höchster Alarmbereitschaft sind und mit der Kommission zusammenarbeiten, um die Verbraucher online zu schützen«.
Die EU zog dabei an einem gemeinsamen Strang: Im Zusammenschluss des europäischen Behördennetzwerks Consumer Protection Cooperation (CPC) führten alle Verbraucherschutzbehörden der 27 Mitgliedstaaten die Screenings in ihren Ländern durch. Insbesondere bei Angeboten für Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel sowie Lebens- und Nahrungsergänzungsmittel, die angeblich eine heilende Wirkung im Zusammenhang mit dem Coronavirus vorweisen würden, sahen die Behörden genauer hin.
Das Screening nahm insgesamt 268 Websites unter die Lupe, von denen 206 wegen möglicher Verstöße gegen das EU-Verbraucherrecht vorgemerkt wurden. Davon enthielten 88 Internetseiten Angebote für Produkte mit angeblich heilender oder präventiver Wirkung gegen das Virus, 30 wiesen ungenaue Behauptungen über den Mangel bestimmter Produkte auf und 24 wurden unlauterer Praktiken zur Erzielung überhöhter Preise verdächtigt.
Die EU-Kommission rät Verbrauchern zur Vorsicht bei Händlern, die in ihrer Werbung oder in ihren Angeboten
• Formulierungen oder Bilder verwenden, die explizit oder implizit suggerieren, dass ihr Produkt eine Covid-19-Infektion verhindert oder heilt.
• auf selbsternannte Ärzte, Gesundheitsexperten, Fachleute oder andere inoffizielle Quellen verweisen, die behaupten, ein bestimmtes Produkt schütze vor einer Infektion mit dem neuartigen Virus oder helfe dagegen.
• unter Verwendung des jeweiligen Namens oder Logos auf Regierungsstellen, offizielle Fachleute oder internationale Einrichtungen verweisen, die die schützende oder heilende Wirkung angeblich bestätigen — allerdings ohne Hyperlinks oder Querverweise zu amtlichen Schriftstücken.
• die begrenzten Vorräte eines Produkts durch Zusätze wie zum Beispiel »nur noch heute« oder »schnell zugreifen« vortäuschen.
• mit Äußerungen wie beispielsweise »niedrigster Preis weit und breit«, »einziges Mittel gegen Covid-19« den Markt beschreiben.
• deutlich höhere als die marktüblichen Preise verlangen, weil ihre Produkte angeblich vor Covid-19 schützen oder dagegen helfen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.