Etrasimod bei Colitis ulcerosa zugelassen |
Sven Siebenand |
18.03.2024 09:00 Uhr |
Gemäß der S3-Leitlinie »Colitis Ulcerosa« ist das primäre Ziel der Therapie das schnelle Erreichen einer klinischen Remission und die Bewahrung einer langfristigen, steroidfreien klinischen und endoskopischen Remission. Bis dato wird dieses Ziel allerdings oft nicht erreicht. / Foto: Adobe Stock/ Bungon
Wenn S1P-Modulatoren zur Sprache kamen, dachte man zunächst an den Bereich Multiple Sklerose (MS). In dieser Indikation sind verschiedene Substanzen bereits seit Längerem zugelassen. Der Wirkstoff Ozanimod (Zeposia®) war der erste S1P-Modulator für die Therapie der Colitis ulcerosa (CU). Mit Etrasimod ist nun ein weiterer Arzneistoff aus dieser Gruppe in dieser Indikation zumindest zugelassen in der EU. Wann er auf dem deutschen Markt eingeführt wird, dazu wollte sich Hersteller Pfizer bei einer Online-Pressekonferenz noch nicht äußern.
Das Phospholipid S1P ist ein natürlich vorkommendes Signalmolekül, das unter anderem an wichtigen immunologischen und inflammatorischen Funktionen beteiligt ist. Die unterschiedlichen S1P-Signale werden über fünf verschiedene Rezeptoren vermittelt: S1P1 bis S1P5. Dabei sind S1P1, S1P4 und S1P5 an der Regulierung des Immunsystems beteiligt, indem sie die Migration oder Bewegung von Immunzellen beeinflussen. S1P-Rezeptor-Modulatoren interagieren mit den Rezeptoren auf den Immunzellen und können die Fähigkeit der Zellen, den Lymphknoten zu verlassen und in den Blutkreislauf einzutreten, beeinträchtigen. Dies spielt nicht nur bei MS eine Rolle, sondern auch bei CU.
Während Ozanimod an die S1P-Rezeptoren 1 und 5 bindet, dockt Etrasimod zusätzlich an den Subtyp 4 an. Ob dieser Unterschied von großer Bedeutung ist, ist infrage zu stellen. Denn vor allem S1P1 findet sich auf der Oberfläche von T-Lymphozyten und regelt deren Austritt aus den Lymphknoten. Deshalb scheint die Wirkung auf den S1P1-Rezeptor für die Wirksamkeit beider Wirkstoffe entscheidend zu sein. Sie wirken als funktionelle Antagonisten am S1P1-Rezeptor. Das bewirkt dessen Internalisierung und Abbau, was zu einer S1P1-Desensibilisierung der Lymphozyten führt. Dadurch können diese dem S1P-Gradienten nicht mehr folgen und so nicht mehr aus den Lymphknoten migrieren. Die Folge: Die Anzahl der Lymphozyten im peripheren Blut und damit die Zahl der aktivierten Lymphozyten im Gewebe nimmt ab, wodurch diese den Darm nicht mehr erreichen, um dort die Entzündung zu fördern.