»Es geht um Daseinsvorsorge, nicht um Luxus« |
| Melanie Höhn |
| 19.06.2023 17:05 Uhr |
Fordern entschlossenes Handeln gegen Arzneimittel-Engpässe (v.l.): Dirk Janssen, Vorstand (BKK-Landesverband NORDWEST), Prof. Gaby Flösser (Kinderschutzbund NRW), Gastgeber Prof. Dietrich Grönemeyer, Hubertus Cranz (Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller) und Apotheker Thomas Preis (Apothekerverband Nordrhein). / Foto: GO-getter/Michael Pilz
Lieferengpässe bei Medikamenten wie Antibiotika, Hustensäften oder Blutdruckmitteln sind dramatisch. Seit Monaten beklagen Ärzte, Apotheker, Patientinnen und Patienten die aktuell prekäre Lage. Über Ursachen und schnelle, effektive Lösungsansätze diskutierte eine Expertenrunde mit Vertretern von Arzneimittelherstellern, Apotheken, Krankenkassen und dem Kinderschutzbund. Appell an die Politik nach der knapp einstündigen Diskussion: Es müsse im Dialog mit allen Akteuren im Gesundheitswesen schnell gehandelt werden.
Wenngleich der Mangel an Arzneimitteln, insbesondere der an Antibiotika-Kindersäften, in diesem Jahr besonders drastisch ist, weil nachgelagerte Effekte der Corona-Welle und instabile Lieferketten sowohl die Nachfrage erhöht als auch das Angebot verknappt haben, sei das Problem nicht neu: »Wir warnen schon seit zehn Jahren vor Arzneimittelengpässen – das ist ungehört verhallt. Und wir sehen auch jetzt kein Ende dieser schlimmen Entwicklung«, beklagte Thomas Preis, der Vorstandsvorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein, die aktuelle Situation. Und es würden nicht nur Antibiotika fehlen. »Der Mangel betrifft viele Medikamente: Betablocker, Psychopharmaka, Insulin, Magenmedikamente.« Auch Hubertus Cranz, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH), forderte: »Wir brauchen endlich eine saubere Analyse der Schwachstellen und dann entsprechende Lösungen.«
Doch reden alleine bringe nicht weiter, erklärte Professor Dietrich Grönemeyer, emeritierter Lehrstuhlinhaber für Radiologie und Mikrotherapie der Universität Witten-Herdecke, der die Expertenrunde moderierte. »Mit den Ergebnissen dieser Diskussion wollen wir einen Handlungsprozess in Gang setzen.« Denn einzig auf die Politik zu warten, das habe die Vergangenheit gezeigt, sei einfach zu wenig. »Mir ist es ein Anliegen, nach vorne zu schauen und gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen«, so Grönemeyer weiter.