Erste orale Therapieoption vor Zulassung |
Sven Siebenand |
30.07.2025 15:30 Uhr |
Laut der US-amerikanischen Fachinformation, wo Ekterly® bereits zugelassen ist, wird zu einer Dosierung von 600 mg, sprich zwei Tabletten, geraten, sobald eine HAE-Attacke erkannt wird. (Symbolbild) / © Adobe Stock/Vitalii
Das hereditäre Angioödem (HAE) ist eine seltene genetische Erkrankung, die zu einem Mangel oder einer Funktionsstörung des Proteins C1-Esterase-Inhibitor (C1INH) und einer anschließenden unkontrollierten Aktivierung des Kallikrein-Kinin-Systems führt. Betroffene leiden unter schmerzhaften Anfällen von Gewebeschwellungen an verschiedenen Stellen des Körpers, die je nach betroffenem Bereich lebensbedrohlich sein können. In den Behandlungsrichtlinien wird empfohlen, die Attacken so früh wie möglich zu behandeln, um ein Fortschreiten der Schwellung zu verhindern und die Zeit bis zum Abklingen der Attacke zu verkürzen.
Akute HAE-Attacken sind derzeit ausschließlich durch parenteral verabreichte Wirkstoffe therapierbar. Hier kommen beispielsweise C1-INH-Konzentrate oder der Bradykinin-B2-Rezeptorantagonist Icatibant zum Einsatz. Stimmt die EU-Kommission, deren Entscheidung für Anfang Oktober erwartet wird, zu, wäre Sebetralstat die erste orale Therapieoption. Die EMA rät zur Zulassung für die symptomatische Behandlung akuter HAE-Attacken bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren. Wie Hersteller Kalvista Pharmaceuticals mitteilt, wird der Wirkstoff auch bereits bei Kindern zwischen zwei und elf Jahren untersucht.
Wie die schon seit Längerem im Markt eingeführten Wirkstoffe Lanadelumab und Berotralstat ist auch Sebetralstat ein Hemmstoff von Plasmakallikrein. Durch die Blockade dieser Serinprotease wird weniger Bradykinin freigesetzt. Das kann das Entstehen von Ödemattacken verhindern. Lanadelumab und Berotralstat sind daher zur Prophylaxe von HAE-Attacken zugelassen. Das Wirkprinzip funktioniert aber offenbar auch in der Akuttherapie.
Basis der Zulassungsempfehlung sind die Daten der Phase-III-Studie KONFIDENT, die auch im »New England Journal of Medicine« veröffentlicht wurden. Sie zeigen, dass Sebetralstat im Vergleich zu Placebo eine signifikant schnellere Linderung der Symptome und eine Verringerung der Schwere der Attacken bewirkte. Die häufigste beobachtete Nebenwirkung war Kopfschmerz.