Erste Gentherapie im Handel |
Kerstin A. Gräfe |
23.05.2023 07:00 Uhr |
Wie bei anderen AAV5-Vektor basierten Therapien kann es zu einem Anstieg der Lebertransaminasen (Transaminitis) kommen. Um das Risiko für eine mögliche Hepatotoxizität zu minimieren, sollte vor Behandlungsbeginn die Lebergesundheit überprüft werden. Zudem sollten die Transaminasen engmaschig überwacht werden, zum Beispiel einmal pro Woche für mindestens drei Monate. Die gleichzeitige Einnahme von hepatotoxischen Wirkstoffen sollte vermieden werden.
Bei erhöhten ALT-Werten oberhalb der oberen Normgrenze oder bei Verdopplung gegenüber dem ALT-Ausgangswert des Patienten innerhalb der ersten drei Monate nach der Verabreichung sollte eine Corticosteroid-Behandlung in Betracht gezogen werden. Hinsichtlich Letzterer gilt es, Wechselwirkungen im Blick zu haben. So können Wirkstoffe, die CYP3A4 induzieren oder inhibieren, die Wirksamkeit des Corticosteroid-Behandlungsschemas verringern oder Nebenwirkungen verstärken.
Infolge einer Vektorintegration besteht ein potenziell erhöhtes Malignitätsrisiko. Es wird empfohlen, dass Patienten mit vorbestehenden Risikofaktoren für ein hepatozelluläres Karzinom (zum Beispiel Leberfibrose, Hepatitis-C- oder -B-Erkrankung, nicht alkoholische Fettlebererkrankung) sich regelmäßigen Ultraschalluntersuchungen der Leber unterziehen und für mindestens fünf Jahre nach der Verabreichung von Hemgenix regelmäßig auf erhöhte α-Fetoprotein-Werte (AFP) untersucht werden.
Vor der Verabreichung von Etranacogen Dezaparvovec sollte der Impfstatus des Patienten überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Während einer immunmodulierenden Therapie sollten Patienten keine Lebendimpfstoffe erhalten.
In klinischen Studien wurde nach Verabreichung von Hemgenix vorübergehend transgene DNA im Sperma und im Blut nachgewissen. Zeugungsfähige Patienten und ihre Partnerinnen im gebärfähigen Alter müssen für zwölf Monate mit einer Barrieremethode verhüten. Die Gentherapie sollte während der Schwangerschaft nicht angewendet werden und wird nicht für Frauen im gebärfähigen Alter empfohlen. Sie darf während der Stillzeit nicht angewendet werden. Um das Risiko einer horizontalen Übertragung (Übertragung auf Dritte) zu minimieren, darf der Patient weder Blut noch Samen oder Organe, Gewebe oder Zellen für Transplantationen spenden.