Erste Anwendung ist eine digitale Medikationsübersicht |
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) präsentierte heute in Berlin zusammen mit Gematik-Geschäftsführer Florian Fuhrmann das Infomobil, das im Oktober in neun Städten in Deutschland Bürgern im Gespräch mit Experten die elektronische Patientenakte nahebringen soll. / Foto: PZ/Anne Orth
Ab 2025 sollen Versicherte automatisch eine elektronische Patientenakte (EPA) erhalten, sofern sie nicht aktiv widersprechen. Starten soll die EPA ab 15. Januar 2025 zunächst in zwei Modellregionen in Franken und Hamburg. Voraussichtlich vier Wochen später soll sie bundesweit für Patienten, Praxen, Kliniken und Apotheken nutzbar sein. Als wählbares Angebot, um das man sich selbst kümmern muss, waren E-Akten bereits 2021 eingeführt worden. Sie werden bisher aber kaum verwendet.
Als Erstes soll eine digitale Übersicht über die Medikamente, die die Patienten einnehmen, in der EPA gespeichert werden. Zudem werden Ärzte verpflichtet, Befundberichte, Arztbriefe und weitere Informationen in der Akte zu speichern. Der elektronische Medikationsplan soll ab Juli 2025 dazukommen.
Bei einer Pressekonferenz heute in Berlin informierte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) über die bevorstehende EPA-Einführung. Fragen beantworteten außerdem Gematik-Geschäftsführer Florian Fuhrmann, die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer, sowie Markus Beier, Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands.
»Heute ist ein großer Tag für das deutsche Gesundheitssystem«, zeigte sich Lauterbach überzeugt. Die EPA werde dazu führen, dass die Versorgung besser und unbürokratischer werde. »Alle Gesundheitsdaten auf einen Blick zu haben, wird die Behandlung bei Ärzten, im Krankenhaus und im Notfall entscheidend verbessern.« Bislang lägen oft nicht die nötigen Informationen und Befunde vor. Die Folge seien nicht nur Doppeluntersuchungen, sondern dies könne auch zu gefährlichen Wechselwirkungen führen.
Lauterbach kam auch auf die Apotheken zu sprechen. Diese sollten einen niedrigschwelligen Zugang für weniger digital affine Menschen ermöglichen. So soll die Erstauthentifizierung auch in Apotheken möglich sein. Patienten könnten mit dem Smartphone und ihrer elektronischen Gesundheitskarte in die Apotheke gehen und ihre EPA dort freischalten lassen, erläuterte der Minister. Zudem sollen Apotheken Patienten bei der Befüllung der Akte helfen.
Als »eines der größten IT-Projekte der Bundesrepublik« bezeichnete Gematik-Chef Fuhrmann die EPA. Daran seien über 100 Softwarehersteller, 100 Praxen und zahlreiche Apotheken beteiligt gewesen. Als Erstes stehe die Medikationssicherheit im Fokus, danach werde das Projekt schrittweise ausgebaut, informierte Fuhrmann.
»Die EPA ist ein Riesenschritt auf dem Weg zur Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens«, lobte die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, Doris Pfeiffer. Infolge der Einführung würden medizinische Daten besser verfügbar sein. »Die EPA ist und bleibt freiwillig. Jeder kann der Einrichtung widersprechen. Dadurch behält jeder die Hoheit über seine Gesundheitsdaten«, betonte Pfeiffer.
Bislang hätten allerdings weniger als drei Prozent der Versicherten dem Anlegen der Akte widersprochen. Dies zeuge von dem hohen Vertrauen der Menschen in das Gesundheitssystem, sagte Pfeiffer. Sie stellte zudem klar, dass die Krankenkassen keinen Zugriff auf die Daten in der EPA hätten.