Erst das Apothekenteam, dann die Patienten schulen |
Daniela Hüttemann |
05.11.2024 16:28 Uhr |
Eine Auswertung von 258 durchgeführten pDL aus zwölf Apotheken hatte kürzlich ergeben, dass selbst nach der ersten Erklärung und Demonstration immer noch 83 Prozent der Patienten mindestens einen Fehler bei der Anwendung machen – im Schnitt drei pro Inhalation. Erst die eigene Durchführung mit Erklärungen und Korrekturen durch Apotheker oder PTA verbesserten die Anwendung deutlich.
»Die häufigsten Fehler: Alles, was mit Atmen zu tun hat«, fasste Dr. Nina Griese-Mammen von der ABDA zusammen. Richtig ist: vor der Inhalation erst einmal vollständig ausatmen, korrekt einatmen (wie stark und zügig ist abhängig vom Device) und Anhalten der Luft nach der Inhalation. Dabei seien sich die meisten Patienten ihrer Fehler nicht bewusst gewesen – vor allem bei Folgeverordnungen, also bei Patienten, die ihr Device eigentlich schon kannten und erstgeschult gewesen sein sollten.
Zudem mangele es häufig an der Koordination, vom Herauslösen der Inhalationskapsel aus dem Blister über mangelnde Kraft beim Auslösen und zu geringes Atemzugsvolumen bis zu einem mangelhaften Timing. Dabei liege der Fehler nicht immer nur beim Patienten, betonte der Arzneiformen-Experte Dr. Wolfgang Kircher. »Wir haben da eine wichtige Funktion, Schwächen des Arzneimittels zu kompensieren.«
Erst durch die intensive Schulung profitieren die Patienten wirklich von ihrem Device. »Sie sollten vor allem immer dann schulen, wenn Sie das Gefühl haben, irgendetwas läuft hier schief; wenn der Patient beispielsweise auffällig häufig einen Reliever braucht, regelmäßig Cortison einnehmen muss oder von einer Exazerbation erzählt – und vor allem auch bei einem rabattvertragsbedingten Austausch«, riet der Lungenfacharzt Dr. Frank Rommelmann den Apothekern und PTA.
Falls sie bei der Schulung feststellten, dass trotzdem immer noch Fehler passieren, könnten und sollten sie den Arzt darauf hinweisen. »Fassen Sie sich dabei kurz und schlagen Sie Alternativen vor«, wünschte sich der niedergelassene Pneumologe. Viele Ärzte hätten keinen Überblick über die verschiedenen Devices und ihre feinen Unterschiede.
Auch dafür soll die neue Videoreihe fit machen. So haben die verschiedenen Pulverinhalatoren beispielsweise unterschiedliche Widerstände. »Der Patient muss beim Einatmen etwas merken und Sie etwas hören – wie bei einem Staubsauger«, erklärte Apotheker Dr. Eric Martin. Bei einem niedrigen Widerstand brauche der Patient einen höheren inspiratorischen Atemfluss, damit das Pulver optimal dispergiert wird – er spüre vielleicht nichts, es wirke dann aber häufig auch nicht. »Bei hohem Widerstand des Devices mag es dem Patienten schwerer erscheinen, dafür reicht ein niedrigerer Atemfluss.« Bestünden Zweifel, ob der Patient für einen Pulverinhalator genügend Atemfluss mitbringt, sollte dies gemessen werden und gegebenenfalls auf ein Dosieraerosol (plus Spacer) umgestellt werden.