Erst Autsch, dann Piks |
Annette Rößler |
15.08.2023 07:00 Uhr |
Zur Prophylaxe von Tetanus werden alle Neugeborenen in Deutschland gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) dreimal im Alter von zwei, vier und elf Monaten geimpft; Frühgeborene erhalten eine zusätzliche Impfdosis im Alter von drei Monaten. Nach Abschluss dieser Grundimmunisierung erfolgt eine erste Auffrischimpfung im Alter von fünf bis sechs Jahren, eine zweite im Alter von neun bis 16 Jahren und dann regelmäßige weitere Auffrischungen alle zehn Jahre. Die WHO geht nach insgesamt sechs erhaltenen Impfdosen von einem lebenslangen Schutz aus (siehe Kasten).
Bezüglich der regelmäßigen Auffrischungen der Tetanusimpfung vertreten die WHO und die STIKO abweichende Positionen: Die WHO empfiehlt sie seit 2017 nicht mehr, wenn eine Person eine komplette Grundimmunisierung plus drei Auffrischimpfungen, also insgesamt sechs Impfdosen, erhalten hat. Dann sei ein lebenslanger Schutz gegeben, so die WHO. Die STIKO hat diese Änderung nicht übernommen. Sie bleibt bei ihrer Empfehlung, dass alle zehn Jahre eine Auffrischimpfung erfolgen soll.
Im Fall einer Verletzung richtet sich die empfohlene Immunprophylaxe laut RKI nach dem Impfstatus (Wie viele dokumentierte Impfdosen?), dem Zeitraum seit der letzten Impfung und der Art der Verletzung (saubere, geringfügige Wunden versus tiefe und/oder verschmutzte). Abhängig davon wird entweder keine Prophylaxe, nur eine Auffrischimpfung oder zusätzlich zur Auffrischimpfung in den anderen Arm eine passive Immunisierung mit Tetanus-Immunglobulin (in der Regel 250 IE) gegeben.
Sowohl der Tetanusimpfstoff als auch das Immunglobulin (zum Beispiel Tetagam®) zählen zu den Produkten, die jede Apotheke gemäß § 15 Absatz 1 Apothekenbetriebsordnung vorrätig haben muss. Da kein monovalenter Tetanusimpfstoff mehr verfügbar ist, dient als Ersatz ein Kombiimpfstoff gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten (TdaP), zum Beispiel Boostrix® oder Covaxis®. Ist auch dieser aufgrund eines Lieferengpasses nicht zu bekommen, soll laut RKI auf einen Tdap-IPV-Kombinationsimpfstoff (zum Beispiel Repevax®) ausgewichen werden, der eine zusätzliche Polio-Komponente enthält.