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Ende der Zettelwirtschaft
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Ende Juni gibt’s das E-Rezept in ganz Österreich

Österreich ist auf der digitalen Überholspur. Ende des Monats wird es das E-Rezept schon im ganzen Land geben. Und die nächsten Schritte sind ebenfalls vorbereitet: Bald soll es auch für Privatpatienten sowie im EU-Ausland gelten.
AutorKontaktJennifer Evans
Datum 02.06.2022  10:30 Uhr

Österreich hat die Einführung des E-Rezepts deutlich schneller realisiert als Deutschland. Wobei es auch dort zu Verzögerungen gekommen war. Eigentlich sollte die flächendeckende Einführung nämlich bereits zum Jahresbeginn abgeschlossen sein. Die PZ hatte bereits darüber berichtet.

Im vergangenen Sommer testete dann zunächst Kärnten mit einem Pilotprojekt die digitale Verordnung. Zu Jahresbeginn 2022 hat dann der Rollout im ganzen Land begonnen. Nach Angaben des Dachverbands der Sozialversicherungsträger in Österreich durchliefen im ersten Halbjahr dieses Jahres insgesamt 7,7 Millionen E-Rezepte das digitale Prozedere. Und inzwischen nutzten 82 Prozent der Praxen sowie 93 Prozent der Apotheken die digitale Verordnung, heißt es.

Der Dachverband koordiniert und unterstützt die fünf gesetzlichen Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherungen in Österreich und ist unter anderem für Digitalisierung, internationale und rechtliche Angelegenheiten sowie Arznei- und Heilmittel zuständig.

E-Rezept kostete Österreich 6,4 Millionen Euro

Alles in allem hat Österreich für die Entwicklung des E-Rezepts insgesamt 2,4 Millionen Euro plus 4 Millionen Euro für die Implementierung und den Support der Systempartner investiert, wie der Vorsitzende der Konferenz der Sozialversicherungsträger, Peter Lehner, sagte. Anlässlich der flächendeckenden Einführung zählte er die Vorteile des neuen digitalen Verordnungsprozesses auf: »einfach, klar und flexibel«, sprich weniger Zettelwirtschaft und Verwaltungsaufwand und gleichzeitig mehr Transparenz und Schutz vor Betrug. Den Zahlen des Dachverbands zufolge stellen die österreichischen Heilberufler pro Jahr rund 60 Millionen Rezepte und 110 Millionen kassenfinanziere Verordnungen aus und rechnen diese ab.

Mit der Einführung ist aber nur der erste Schritt getan: Das E-Rezept-System werde bereits optimiert, heißt es seitens der Sozialversicherungsträger. »Wir möchten als Service für unsere Versicherten Privatrezepte in das E-Rezept-System einbinden und künftig grenzüberschreitende Rezepte innerhalb der EU ermöglichen«, so Lehner.

Zwar bezeichnete er das E-Rezept als einen »Meilenstein bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems«, verwies aber ebenso auf frühere Errungenschaften der »konsequenten Digitalisierungsstrategie« der Sozialversicherung: »2005 erfolgte in Österreich die Einführung der E-Card, 2015 wurde ELGA gestartet. Damit war Österreich eines der ersten Länder in Europa mit einer elektronischen Gesundheitsakte.«

Drei Möglichkeiten zum Einlösen

Im Prinzip läuft die Einlösung eines E-Rezepts in Österreich so ab wie es auch in Deutschland sein wird. Der Patient löst seine Verordnung in der Apotheke mittels QR-Code aus einer Smartphone-App, einer zwölfstelligen E-Rezept-ID (REZ-ID) oder aber durch den Scan des ausgedruckten QR-Codes ein.

Wer selbst sein E-Rezept abrufen will, muss sich via Handy-Signatur oder dem österreichischen Personalausweis ID-Austria in einer der E-Rezept-fähigen Apps einloggen und auf den Menüpunkt »E-Rezept« gehen. Dort sind dann nicht nur alle digitalen Verordnungen der versicherten Person selbst aufgelistet, sondern auch jene der Mitversicherten unter 14 Jahren.

Darüber hinaus können auch Dritte die Medikamente abholen, wenn sie in der Offizin den entsprechenden QR-Code beziehungsweise die E-Rezept-ID via Smartphone oder Ausdruck vorlegen. Im Anschluss wird die Abgabe eines Rx-Präparats elektronisch erfasst und löst die Abrechnung zwischen Apotheke und Sozialversicherungsträger aus. Der Dachverband weist auf die Sicherheit des Prozesses hin. Denn das E-Rezept sei innerhalb des geschlossenen Gesundheitsinformationsnetzes gespeichert, heißt es.

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