Ein Symptom, viele mögliche Ursachen |
| Annette Rößler |
| 20.10.2025 16:20 Uhr |
»Klinisch sehen alle diese Ödeme zunächst fast gleich aus«, sagte Fiedler. Wichtig sei, eine tiefe Beinvenenthrombose (TVT) als Ursache schnellstmöglich zu erkennen, um den Patienten mit Gerinnungshemmern zu behandeln und so bedrohliche Komplikationen wie eine Lungenembolie zu vermeiden. Warnzeichen für eine TVT sei eine sich rasch entwickelnde schmerzhafte, einseitige Beinschwellung ohne Trauma. In einem solchen Fall müsse umgehend eine fachärztliche Ultraschalldiagnostik erfolgen. Die DGG hatte kürzlich anlässlich des Welt-Thrombose-Tags darauf hingewiesen, dass weitere Untersuchungen nicht notwendig sind, um eine Thrombose sicher zu diagnostizieren beziehungsweise auszuschließen. Aber auch hinter einer akuten Schwellung beider Beine könne eine Thrombose stecken, sagte Fiedler – nämlich eine höherliegende Thrombose im Bauchraum (Vena-cava-Thrombose).
Bei schon länger bestehender Ödemproblematik sei eine Abklärung nicht ganz so zeitkritisch, aber dennoch wichtig, um die Ursachen zu identifizieren und gezielt zu behandeln. Denn wenn ein Lymphödem längere Zeit bestehe, werde es chronisch. Dann verändert sich die Struktur der Haut und Unterhaut, wie Fiedler erläuterte: »Die Drainagekanäle erleiden Schäden und verstopfen. Die Filterporen in den winzigen Adern werden größer und größer, sodass pro Zeit noch mehr Wasser und andere Blutinhaltsstoffe in den bereits überschwemmten Zellzwischenraum filtriert werden. Gleichzeitig wird der Lymphabtransport aber schlechter, sodass ein Teufelskreis entsteht: Immer mehr rein, immer weniger raus, immer mehr Gewebeschäden.« Die möglichen Folgen: verdickte und verfärbte Haut bis hin zum Unterschenkelgeschwür.
Eine ursächliche Therapie bei einem Ödem infolge eines Krampfaderleidens könne etwa in der operativen Entfernung der betroffenen Blutgefäße bestehen. Dagegen wird sich ein Beinödem, das auf einer Herzschwäche beruht, nur mit einer medikamentösen Behandlung der Herzinsuffizienz bessern lassen. »Beide, also Krampfadern und Herzschwäche, können langfristig ergänzend mit einem Kompressionsstrumpf weiterbehandelt werden«, sagte Fiedler. »Behandeln wir die Herzschwäche aber primär nur mit Kompression und die Krampfadern primär nur mit Wassertabletten, richten wir mitunter schwere gesundheitliche Schäden an.« Um Patienten mit Beinödemen ideal zu versorgen, sei daher häufig interdisziplinäre Zusammenarbeit gefragt.