»Ein Kosmos« an Therapieoptionen |
Rötliche, schuppende Hautveränderungen sind typisch für die Psoriasis. / Foto: Adobe Stock/IIIRusya
Die Psoriasis ist eine hochentzündliche Hauterkrankung, bei der ein Autoimmunprozess in den Keratinozyten abläuft. Die Keratinozyten teilen sich fast zehnmal so schnell und wandern in nur vier statt 28 Tagen an die Hautoberfläche. Die typischen Plaques entstünden häufig durch Dehnungsreize an den Streckseiten der Extremitäten, erklärte Bonnekoh, Dermatologe an der Universitäts-Hautklinik Magdeburg, Mitte April in Wernigerode. Die Plaques würden durch spezifische Trigger, beispielsweise Kratzen, aber auch Stress und Infektionen, provoziert. So könne sich etwa einige Wochen nach einer Streptokokken-Infektion eine Schuppenflechte ausbilden. Diskutiert wird eine Kreuzreaktion zwischen den Streptokokken-Antigenen und Haarkeratin.
Psoriasis sei eher eine Systemerkrankung, denn sie sei mit weiteren Erkrankungen wie dem metabolischen Syndrom, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und entzündlichen Augenerkrankungen assoziiert, schilderte der Referent. Circa 30 Prozent der Patienten entwickeln eine Psoriasis-Arthritis, was die Therapieentscheidung beeinflusst.
»Psoriasis ist nicht heilbar, aber sie ist abheilbar. Dafür steht uns ein Kosmos an Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.« Der Fokus liege auf der Hemmung von TNF-α, IL-17 und IL-23, die als »Schlüssel-Zytokine« die Entzündung und Hyperproliferation anheizen. Allerdings gebe es keine Blutparameter, die Hinweise darauf geben, welches Medikament am besten wirkt, bedauerte Bonnekoh. Man müsse sich »empirisch hocharbeiten«. Das Therapieziel sei eine 90-prozentige Reduktion des PASI (Psoriasis Activity and Severity Index) innerhalb von zwölf Wochen.
Nach der Basispflege findet man im Therapieschema auf der zweiten Stufe die topischen Corticoide und deren Kombination mit Vitamin-D3-Analoga. »Die Fixkombi aus Calcipotriol und Betamethasondipropionat wird als Goldstandard empfohlen. Sie wirkt sich positiv auf die Compliance aus.« Neben Sprühschaum, Salbe und Gel stehe als Innovation eine Creme mit PAD™-Technologie zur Verfügung. »Der Tensidgehalt kann um den Faktor 10 bis 15 reduziert werden im Vergleich zu einer herkömmlichen Creme. Das senkt die Gefahr für Hautirritationen.«
Methotrexat (MTX) und Fumarate gehören zur klassischen Systemtherapie, sagte der Dermatologe. Bei Letzteren seien Flush-Symptome eine relativ häufige Nebenwirkung, führte er aus. Apremilast ist ein PDE-4-Hemmer, der alle bei Psoriasis relevanten proinflammatorischen Zytokine hemmt.
Eine neue orale Therapieoption ist Deucravacitinib, ein Januskinase-Inhibitor, zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis. Er hemmt selektiv die intrazelluläre Tyrosinkinase-2. Interleukin-23 und weitere Zytokine, die bei der Pathogenese der Psoriasis eine Rolle spielen, werden so reduziert.