Ein Jahr Vogelgrippe bei Kühen in den USA |
Kommerziell erwerbliche Milch-, Fleisch- und Eierprodukte seien sicher, da Hitze und Pasteurisierung das Virus eliminierten, betonen die CDC. Von Rohmilch-Verzehr wird allerdings abgeraten. Die Lieferung von ausreichend Rinderfleisch sowie Milch sei nicht gefährdet. Rinder könnten eine Infektion überstehen und müssten nicht getötet werden. Doch rund 170 Millionen Nutzvögel wurden in den USA seit Beginn des Ausbruchs gekeult. Das ließ den Preis für Hühnerfleisch, vor allem aber auch für Eier in die Höhe schnellen. Vielerorts sind Eier knapp, Supermärkte verkaufen oft nur noch eine Packung pro Kunde.
Das Thema hat auch politische Brisanz: US-Präsident Donald Trump hatte seinen Vorgänger Joe Biden im Wahlkampf immer wieder für die hohe Inflation verantwortlich gemacht und versprochen, dass mit ihm als Präsident alles billiger werde – bislang ohne Erfolg. Das brachte ihm Spott der Demokraten ein. Aber der Republikaner Trump betonte wiederholt (ohne Beweise vorzulegen), es sei Biden anzulasten, dass die Preise für Eier in den USA »außer Kontrolle« seien.
Der Ausbruch erwischt die USA in turbulenten Zeiten. Die zuständigen Behörden sind nach dem Regierungswechsel teilweise noch führungslos und werden von Mittelstreichungen und Kürzungen gebeutelt. Eine einheitliche Strategie wurde bislang nicht vorgestellt, Trump lässt das Thema soweit möglich links liegen.
Eine der zentralen Fragen betrifft Impfungen: Während die Vorgängerregierung entsprechende Studien in Auftrag gegeben hatte und es sogar schon eine vorbehaltliche Zulassung für einen Impfstoff gab, sieht der neue Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. diese Option deutlich kritischer. Alle seine Behörden würden ihm davon abraten, sagte Kennedy jüngst dem TV-Sender »Fox News«. Er behauptete, es sei möglich, dass Hühnerställe durch Impfungen zu »Mutationsfabriken« würden.
Aus Deutschland kommt scharfe Kritik: Es sei leider nicht zu erkennen, dass Maßnahmen ergriffen würden, die das Geschehen schnell stoppen würden, sagt Professor Dr. Martin Beer, Vizepräsident des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) auf der Insel Riems bei Greifswald. Den Eindruck, dass in den USA mehr Wert darauf gelegt wird, kurzfristig wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden als eine mögliche weitere Zoonose zu unterbinden, bestätigt der Berliner Virologe Professor Dr. Christian Drosten: »Es ist schon frappierend, wie wenig Dateneinsicht und gezielte Infektionsüberwachung stattfindet, sowohl bei Tieren als auch beim Menschen.«