Ein Fall für die Beratung |
Im Handel sind organische und anorganische Magnesiumsalze, die sich in ihrer Löslichkeit unterscheiden. Ausreichend oral bioverfügbar sind alle. / Foto: Adobe Stock/Stepan Popov
Nächtliche Wadenkrämpfe, eine Schwangerschaft, Migräne-Kopfschmerz – dies sind nur drei Gründe, weswegen Apothekenkunden und Patienten nach einem Magnesium-Präparat fragen. Die zunächst einfache Frage kann eine differenzierte Beratung erforderlich machen. So gibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in ihren Referenzwerten seit 2021 keine empfohlene Zufuhrmenge mehr an, sondern einen Schätzwert für eine angemessene Zufuhr. Für Frauen (auch für schwangere und stillende) ab 19 Jahren beträgt diese 300 mg täglich, für Männer 350 mg. Gastrointestinale Erkrankungen, anhaltender Alkoholkonsum oder eine länger dauernde Einnahme beispielsweise von Laxanzien, Diuretika oder Protonenpumpenhemmern (PPI), aber auch eine hohe Zufuhr anderer Mineralstoffe wie Calcium oder Phosphor können das Magnesium-Gleichgewicht stören.
Von Tabletten, Kapseln, Dragees über Brausetabletten, Pulver und Granulaten zum Auflösen bis hin zu kleinen Pellets, die ohne Wasser eingenommen werden können: Die Bandbreite verschiedener Zubereitungsformen ist groß, sodass sowohl bestimmte Vorlieben als auch mögliche Unverträglichkeiten zu berücksichtigen sind. Neben der Frage nach der Arzneiform stellt sich die nach der Art des verwendeten Salzes. Als anorganische Magnesium-Verbindungen sind -carbonat, -chlorid und -oxid verfügbar, als organische Verbindungen unter anderem -aspartat, -citrat und -hydrogenglutamat. Neben Produkten, die entweder anorganische oder organische Salze enthalten, gibt es auch welche, die beide Arten enthalten. Lange Zeit wurde angenommen, dass organische Verbindungen für den Körper grundsätzlich besser verfügbar sind. Ein Tierversuch, bei dem verschiedene anorganische und organische Magnesiumverbindungen getestet wurden, zeigte zwar einen Vorteil der organischen Verbindungen. Insgesamt erwiesen sich aber alle getesteten Verbindungen als ausreichend bioverfügbar.
Als entscheidend für die Resorption gilt die Löslichkeit der Verbindungen, da Magnesium in Form des hydratisierten Kations aufgenommen wird. Im Organismus zu berücksichtigen sind beim Gesunden das sehr saure Milieu des Magens sowie das leicht saure bis leicht alkalische Milieu des Dünndarms. Zu bedenken sind zudem mögliche Veränderungen, etwa durch bestimmte Arzneimittel wie PPI. In letzterem Fall empfiehlt sich die Anwendung von Magnesiumcitrat, da sich die Anhebung des Magen-pH-Werts hierbei nicht auf die Löslichkeit auswirkt.
Neben möglichen Erkrankungen und/oder Therapien, die eine ausreichende Magnesiumversorgung beeinträchtigen oder den Bedarf erhöhen können, sollte die bestehende Medikation auch hinsichtlich möglicher Wechselwirkungen in den Blick genommen werden, denn mehrwertige Kationen wie Magnesium können die Resorption verschiedener Arzneistoffe verschlechtern. Dazu gehören L-Thyroxin und Bisphosphonate, die daher morgens nüchtern mit Leitungswasser eingenommen werden müssen. Zwischen der Einnahme von Magnesiumpräparaten und Gyrase-Hemmern beziehungsweise Tetrazyklinen sollte ein zeitlicher Abstand von mindestens zwei Stunden liegen, da sich andernfalls die Resorption dieser Antibiotika verschlechtert. Außerdem können sich Magnesium und Calcium gegenseitig in ihrer Aufnahme behindern, wenn sie in hohen Dosen eingenommen werden. Auch hier ist ein zeitlicher Abstand von mindestens zwei Stunden ratsam.