Ein Antikörper, zwei Indikationen |
Brigitte M. Gensthaler |
02.05.2023 07:00 Uhr |
Unabhängig von der Indikation ist zu beachten, dass unter Tremelimumab eine ganze Reihe von immunvermittelten Nebenwirkungen (die potenziell tödlich verlaufen können) auftreten kann. Dazu gehören unter anderem Pneumonitis, Hepatitis, Kolitis, Endokrinopathien wie Schilddrüsen- und Hypophysenstörungen, Myokarditis, Nephritis und Hautausschlag. Die Fachinformation zu Imjudo enthält eine ausführliche Liste zur Anpassung der Krebstherapie und Einleitung einer Corticosteroid- oder anderen Therapie.
Zu beachten ist, dass die Patienten vor Beginn der Tremelimumab-Therapie keine systemischen Corticosteroide in höheren Dosen (ab 10 mg/Tag Prednison-Äquivalent) oder Immunsuppressiva bekommen sollten, da diese die Wirksamkeit beeinflussen können.
Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und noch mindestens drei Monate nach der letzten Dosis von Tremelimumab zuverlässig verhüten.
Checkpoint-Inhibitoren für die Krebsimmuntherapie gibt es mittlerweile einige. Und auch das Target des Neulings Tremelimumab bietet kein Alleinstellungsmerkmal. Wie das bereits länger verfügbare Ipilimumab ist auch Tremelimumab ein CTLA-4-Hemmer. Nachdem es in der Vergangenheit einige enttäuschende Ergebnisse mit dem Antikörper gab, ist er nun gleich bei zwei Tumorarten zugelassen.
Vorläufig lässt sich die Einstufung als Schrittinnovation vornehmen. Dies erfolgt zum einen wegen der erfolgreichen Kombination mit einem zweiten Checkpoint-Inhibitor, dem gegen PD-L1 gerichteten Antikörper Durvalumab. Frei nach der Devise »doppelt hält besser« sollen ein CTLA-4- und ein PD-L1-Inhibitor zusammen die Anti-Tumor-Antwort verstärken.
Schrittinnovation darf man aber auch angesichts der Studienergebnisse – sowohl bei Lungen- als auch bei Leberkrebs – sagen. So konnte die zusätzliche Gabe von Tremelimumab zu Durvalumab und einer platinbasierten Chemotherapie das Gesamtüberleben in der Studie POSEIDON bei metastasiertem Lungenkrebs verlängern. Und auch bei Leberkrebs brachte eine duale Checkpoint-Blockade durch Tremelimumab (einmalig initial als Booster) plus Durvalumab alle vier Wochen in der Studie HIMALAYA einen Überlebensvorteil.
Sven Siebenand, Chefredakteur