Paroli bieten |
14.01.2002 00:00 Uhr |
Dabei sind die Handelnden nicht zimperlich. Die Betriebskrankenkassen ignorieren kollektiv die geltende Rechtslage, die Frankfurter Allgemeine Zeitung scherte sich nicht sonderlich um eine ausgewogene Berichterstattung. Die Apotheker müssen diesen Angriffen jetzt Paroli bieten. Mit einer konzertierten Aktion müssen die Menschen darin bestätigt oder davon überzeugt werden, dass weder Aldi noch DocMorris eine sinnvolle Alternative zur Apotheke sind.
Der notwendigen Öffentlichkeitsarbeit sollte sich kein Apotheker verschließen. Es wird nicht ausreichen, sie an die zuständigen Stellen bei Kammern, Verbänden und ABDA zu delegieren. Da die Gegner der Apotheke nicht argumentieren, sondern zum Teil mit reiner Stimmungsmache arbeiten, darf sich der Berufsstand nicht nur mit Fakten wehren. So wichtig fundierte Informationen sind, die Sympathien der Menschen behält oder gewinnt man damit allein nicht. Den besseren Stand bei den Kunden hat derjenige, der nicht nur dessen objektive, sondern auch die subjektiven Bedürfnisse befriedigt.
Es gibt in Deutschland 21.500 Stellen, an denen die Menschen den Unterschied zwischen einer öffentlichen Apotheke und einer Internet-Apotheke erleben können. Wenn alle Apotheker mit ABDA, Kammern und Verbänden an einem Strang ziehen, dann wird es Krankenkassenfunktionären und Liberalisierungsfanatikern schwerfallen, für ihre Positionen Sympathisanten zu finden.
Dass die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit von Apothekern und Berufsverbänden erfolgreich sein kann, zeigt die Reaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Nachdem die ABDA und zahlreiche Kollegen in einer Flut von Leserbriefen ihren Unmut über den Beitrag vom 30. Dezember 2001 zum Ausdruck gebracht hatten, wandte sich die Redaktion an den Präsidenten der Bundesapothekerkammer (BAK), Johannes M. Metzger, und bat ihn um ein Interview für die Ausgabe vom vergangenen Sonntag. Dort konnte der BAK-Präsident die Positionen der Apotheker darlegen.
Für die Prognose, dass dies nicht der letzte Angriff auf die Apotheker war, braucht es keine seherischen Fähigkeiten. Im vergangenen Jahr sind die Arzneimittelausgaben deutlich gestiegen. Dass dies nicht die Schuld der Apotheker ist, wird im Wahljahr von vielen ignoriert werden. In der Politik sind Stimmungen mindestens so wichtig wie Fakten. Den Apothekern muss es deshalb gelingen, ihren Arbeitsplatz mit der richtigen Mischung aus Information und Emotion zu verteidigen.
Das Treffen des ABDA-Gesamtvorstandes mit Ulla Schmidt am 14. Januar in Aachen (unseren Bericht finden Sie hier) zeigt, dass die Ministerin sich guten Argumenten nicht verschließt. Sie hat angekündigt, gegen die Aktionen der Betriebskrankenkassen vorzugehen. Das Maß aller Dinge im Wahlkampf ist aber der Wähler. Jeden Tag kommen Hunderttausende in die Apotheken. Sie gilt es zu überzeugen, zu begeistern, zu gewinnen. In der Offizin muss die Öffentlichkeitsarbeit der Berufsverbände fortgesetzt werden. Denn wenn Politiker wissen, dass eine negative Einstellung zu Apotheken Wählerstimmen kostet, dann können Apotheker zuversichtlicher in die Zukunft blicken.
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