E-Zigaretten bleiben umstritten |
Annette Rößler |
05.11.2020 08:00 Uhr |
Hiervon sind allerdings die in der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) organisierten Lungenärzte beileibe nicht überzeugt. In einer aktuellen Stellungnahme spricht sich die DGP entschieden dagegen aus, E-Zigaretten und Tabakerhitzer zur Raucherentwöhnung zu propagieren, und bekräftigt damit ihre frühere Position. Anders als etwa die Behörden in Großbritannien, wo in der Vergangenheit bereits eine Verordnungsfähigkeit von E-Zigaretten auf Rezept diskutiert worden war, hatte die DGP stets eine harte Linie gegen die Verdampfer verfolgt.
Statt auf die möglichen Vorteile der E-Zigarette fokussiert die DGP auf deren Nachteile. Das Aerosol von E-Zigaretten enthalte toxische Inhaltsstoffe, die nachweislich schädigend auf die Lunge, das Herz-Kreislauf-System und das Immunsystem wirkten, heißt es. Da Untersuchungen über die Langzeitfolgen auf den menschlichen Organismus fehlten, sei zurzeit unklar, ob es auf Dauer sicherer sei, E-Zigaretten zu dampfen statt Zigaretten zu rauchen. Dasselbe gelte für Tabakerhitzer.
Die DGP erkennt zwar an, dass die in dem aktualisierten Cochrane-Review zusammengefassten Studien einen leichten Vorteil der E-Zigarette gegenüber Nikotinersatzpräparaten gezeigt hätten. »In epidemiologischen Longitudinalstudien, die ausstiegswillige Raucher über einen längeren Zeitraum verfolgen, sind E-Zigaretten aber nicht überlegen, sondern unterlegen«, so die Gesellschaft mit Verweis auf eine Veröffentlichung in »The Lancet Respiratory Medicine« aus dem Jahr 2016 (DOI: 10.1016/S2213-2600(15)00521-4).
Die meisten Raucher nutzten die E-Zigarette nicht anstatt sondern parallel zur Zigarette. Um wirklich davon loszukommen, sei eine Verhaltenstherapie besser geeignet. Auch ist es aus Sicht der DGP offensichtlich, dass die Tabakindustrie versucht, E-Zigaretten und Tabakerhitzer als Alternative zur Zigarette zu vermarkten. Dabei ziele die Werbung allerdings nicht auf stark abhängige Raucher – bei denen ein (teilweiser) Umstieg zumindest den Schaden des Rauchens reduzieren könnte –, sondern auf Jugendliche und junge Erwachsene. In der Folge steige der Konsum von E-Zigaretten bei Jüngeren an; eine sehr bedenkliche Entwicklung, da die E-Zigarette das Potenzial zur Einstiegsdroge zum Zigarettenkonsum habe. Von einer Schadensreduktion könne nicht die Rede sein, wenn neue Käuferschichten nikotinabhängig gemacht und Raucher in der Nikotinabhängigkeit gehalten würden, kritisiert die DGP.