Durchzug für die Nebenhöhlen |
Für die Verbesserung der Nasenatmung und damit des Sekretabflusses bekommen abschwellend wirkende α-Sympathomimetika wie Xylometazolin (wie Hysan®, Otriven®, Olynth, Nasic O. K.) oder Oxymetazolin (wie Nasivin®, Wick sinex®) in Tropfen- und Sprayform von den Leitlinienautoren eine Empfehlung. Allerdings sollten sie wegen der Gefahr eines Rebound-Effekts und einer Rhinitis medikamentosa nicht länger als 10 Tage eingesetzt werden und sollten frei von Benzalkoniumchlorid sein, darauf legen die Leitlinienexperten großen Wert. Neben den lokalen stehen freilich auch systemische Arzneizubereitungen zur Verfügung, die das Dekongestivum mit analgetisch/antipyretisch wirkenden Arzneistoffen kombinieren (wie Boxagrippal®, Geloprosed®, Doppelherz Grippal Complex, Wick® DayNait). Interessanter Aspekt im aktualisierten EPOS-Papier: Während nicht-steroidale Antirheumatika zur Linderung schmerzbedingter Symptome empfohlen werden, finden chemisch-synthetische Komplexmittel keine Erwähnung mehr.
Als zusätzliche Maßnahme zur Standardtherapie sprechen sich die Leitlinienautoren für Spülungen mit iso- oder hyperosmolaren Salzlösungen aus (wie mit Emser® Sinusitis Spray, Bepanthen® Meerwasser Nasenspray, Olynth® Ectomed, Rhinomer® plus). Vorliegende Studien deuten auf eine vorhandene, wenn auch begrenzte Wirksamkeit und einen präventiven Effekt bei Infektneigung hin. Darüber hinaus könnten salinische Nasentropfen die Anwendungshäufigkeit von Dekongestiva deutlich reduzieren.
Iso- und mehr noch hyperosmolare Salzlösungen vermögen durch osmotische Effekte den Flüssigkeitsausstrom zu erhöhen. Die Becherzellen bilden mehr Sekret. Eine vermehrte Rhinorrhoe schwemmt die Viren und möglicherweise andere pathologische Keime aus.
Und was ist mit der Anwendung von Corticoiden? Diese sind in nasale Form laut Leitlinie nur bei einer allergischen Komponente im Entzündungsgeschehen sinnvoll, dann allerdings sowohl bei der akuten als auch bei der rezidivierenden akuten Rhinosinusitis. Die für die Selbstmedikation verfügbaren topischen Steroide Beclometason, Fluticason oder Mometason (Mometahexal®, Momeallerg®, Otri Allergie® Nasenspray Fluticason, Ratioallerg® Heuschnupfenspray) verfügen derzeit jedoch nur über eine Zulassung für die Indikation der allergischen Rhinitis. Allerdings wirken sie ebenso der Entzündung der Nasenschleimhaut bei einer viral bedingten Rhinosinusitis entgegen.
Weil Corticoid-Sprays einen um Tage verzögerten Wirkeintritt haben, werden sie in der Praxis häufig in Kombination mit abschwellend wirkenden Dekongestiva verordnet. So hat der Patient das Gefühl, schnell wieder Luft zu bekommen und überbrückt die Zeit bis zum Wirkungseintritt der Steroide.
Prinzipiell unterscheidet die Medizin zwischen akuter und chronischer Nasennebenhöhlenentzündung, korrekt als Rhinosinusitis bezeichnet.
Die aktuelle Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde unterscheidet zwischen akuter, rezidivierender akuter und chronischer Erkrankung. Eine akute Form liegt vor, wenn die typischen Beschwerden einer Schleimhautentzündung im Bereich von Nase und Nebenhöhlen über einen Zeitraum von bis zu zwölf Wochen bestehen. Das europäische Positionspapier EPOS nimmt eine dezidiertere Einteilung vor: Danach entwickeln etwa 10 Prozent der Patienten eine sogenannte postvirale Rhinosinusitis. Dieses auch als Double-Sickening bezeichnete Phänomen ist laut EPOS dadurch gekennzeichnet, dass sich die Symptome nach initialer Besserung um den fünften Krankheitstag wieder sprunghaft verschlechtern oder länger als zehn Tage andauern. Als begünstigende Faktoren für den Übergang in die postvirale Form werden eine überschießende Abwehrreaktion sowie die zusätzliche Beeinträchtigung von Belüftung und Sekretabfluss diskutiert.
Wenn die Beschwerden länger als drei Monate andauern, ist die Entzündung in eine chronische Form übergegangen, deren Behandlung in die Hände eines HNO-Arztes gehört. Und auch wenn die Symptome rezidivieren, ist eine ärztliche Abklärung zu empfehlen. Definitionsgemäß ist davon die Rede, wenn es zu mindestens vier Episoden innerhalb von zwölf Monaten kommt, mit dazwischen vollständiger Rückbildung der Symptomatik.