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Expopharm-Eröffnung

Dringend in die Qualitätssicherung investieren

Aus Apothekersicht war der Sommer 2018 geprägt von Arzneimittelskandalen. Der Rückruf von verunreinigtem Valsartan und die Affäre um den Arzneimittelhändler Lunapharm haben die Bevölkerung erheblich verunsichert. »Wir müssen dringend in die Qualitätssicherung von Arzneimitteln investieren«, mahnte daher der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV) Fritz Becker bei der Eröffnung der Fachmesse Expopharm in München.
Annette Mende
10.10.2018  10:48 Uhr

»Die Verunsicherung der Patienten hat jeder Einzelne von uns in seiner Apotheke deutlich gespürt«, sagte Becker. Die unmittelbaren Auslöser der jüngsten Arzneimittelskandale waren zwar verschieden – die Änderung der Produktionsweise bei einem chinesischen Wirkstoffhersteller einerseits, der illegale Handel mit gestohlenen Arzneimitteln aus Griechenland und Italien andererseits – sie hätten aber eine gemeinsame tiefer liegende Ursache: den enormen Kostendruck, den die Krankenkassen auf das deutsche Gesundheitssystem ausüben.

Produktion in Billiglohnländern

Beispiel Valsartan: Bei Generika werde mit Rabattverträgen immer weiter an der Preisschraube gedreht, bis man bei Tagestherapiekosten von nur wenigen Cent angelangt sei. »Ein solcher Preis lässt sich nur noch realisieren, wenn Hersteller ihre Wirkstoffe nicht mehr selbst produzieren, sondern sie aus Billiglohnländern wie China oder Indien beziehen«, sagte Becker. Über diese Entfernung sei eine Qualitätskontrolle aber ungleich schwieriger als bei einer Produktion vor Ort. Aus Kostengründen erhalte zudem meist nur ein Wirkstoffhersteller den Zuschlag, was Lieferengpässen Vorschub leiste.

Der Fall Lunapharm zeigt aus Beckers Sicht, was passieren kann, wenn Arzneimittel zur reinen Handelsware degradiert werden. Durch verschlungene Lieferwege über Landesgrenzen hinweg sei es schwierig nachzuvollziehen, ob die Arzneimittel durchgehend richtig gelagert oder sogar gekühlt wurden. Das intransparente System mache es Kriminellen denkbar einfach, gestohlene oder gefälschte Ware in die legale Lieferkette einzuschleusen.

Kommt es durch die systemimmanenten Schwachstellen schließlich zu Problemen, sei die Apotheke für verunsicherte Patienten die erste Anlaufstelle, um gesicherte Informationen und Ratschläge für ihre individuelle Situation zu erhalten. Die Apotheker lieferten diese gerne, weil es um das Wohl des Patienten gehe und Teil des Versorgungsauftrags sei. »Es drängt sich aber immer mehr der Eindruck auf, dass wir die Scherben aufkehren und wieder zusammensetzen müssen, nachdem andere durch rücksichtslose Sparpolitik das Porzellan zerschlagen haben«, so Becker.

Importquote abschaffen

Um Abhilfe zu schaffen, forderte der DAV-Vorsitzende die sofortige Abschaffung der Importquote. Diese sei ein überholtes Kostendämpfungsinstrument, im Zeitalter von Rabattverträgen nahezu wirkungslos und eine massive Gefährdung für die Patientensicherheit. Die Politik sei in der Pflicht, § 129 SBG V anzupassen, damit der DAV und der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) die Importquote aus dem Rahmenvertrag streichen könnten.

Der Valsartan-Skandal habe aber auch gezeigt, wie wichtig die funktionierende, qualitativ hochwertige, flächendeckende Arzneimittelversorgung durch die Apotheken vor Ort sei. Diese sei durch die vom Europäischen Gerichtshof vor zwei Jahren geschaffenen ungleichen Wettbewerbsbedingungen mit ausländischen Versendern massiv gefährdet. »Es wird nicht mehr lange dauern, bis Lücken entstehen, die sich nicht mehr schließen lassen«, prophezeite Becker, der vor diesem Hintergrund die Forderung der Apotheker nach einem Verbot des Rx-Versandhandels mit Nachdruck wiederholte.

Foto: PZ/Alois Müller

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