Doppelte PDE-Hemmung durch Ensifentrin |
Sven Siebenand |
12.06.2024 09:00 Uhr |
Für die Behandlung der respiratorischen Erkrankung COPD gibt es schon einige Wirkstoffklassen. In den USA könnte bald ein erster dualer PDE-Hemmer für die Therapie hinzukommen. / Foto: Adobe Stock/DOC RABE Media
Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) führt zur fortschreitenden Verschlechterung der Lungenfunktion. Sie ist die dritthäufigste Todesursache weltweit. In der Behandlung der COPD sind zum Beispiel Corticosteroide, lang wirksame β2-Agonisten (LABA) und lang wirksame Muskarin-Antagonisten (LAMA) wichtige Therapiesäulen. Mit Roflumilast gibt es seit einigen Jahren auch einen Hemmstoff einer Phosphodiesterase, der bei COPD zugelassen und auf dem Markt verfügbar ist. Der Wirkstoff hemmt die PDE-4. Ensifentrin ist ebenfalls ein PDE-4-Hemmer. Zusätzlich hemmt dieser Arzneistoff das Enzym PDE-3 und kombiniert dadurch antiinflammatorische Wirkung und Bronchodilatation in einem Molekül.
Die antientzündliche Wirkung kommt – wie bei Roflumilast – durch die Blockade der PDE-4 zustande. Denn dieses Enzym spielt für die Funktion der Immunzellen eine wichtige Rolle. Wird es gehemmt, dann steigt die intrazelluläre Konzentration des Botenstoffs zyklisches Adenosinmonophosphat (cAMP). Das führt dann zu einer Reihe von antientzündlichen Effekten. Die Hemmung von PDE-3 führt ebenfalls zu einem cAMP-Anstieg und an der glatten Muskulatur zu einer Tonusabnahme und somit zur Vasodilatation.
Das Pharmaunternehmen Verona Pharma treibt die Entwicklung von per Inhalation appliziertem Ensifentrin bei verschiedenen Lungenerkrankungen voran, etwa bei Asthma und cystischer Fibrose. Am weitesten ist die Testung in der Indikation »Erhaltungstherapie der COPD«. Hier prüft die FDA die Marktzulassung und die Firma rechnet noch im Juni 2024 mit einer Entscheidung. Bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA liegt derweil noch kein Zulassungsantrag für den kombinierten PDE-3 und -4-Hemmer vor.
Eine wichtige Basis für den US-Zulassungsantrag sind die Ergebnisse der Phase-III-Studien ENHANCE-1 und -2. Ensifentrin erreichte in beiden Studien den primären Endpunkt und zeigte statistisch signifikante Verbesserungen der Lungenfunktion. Die Einsekundenkapazität (FEV1-Wert) verbesserte sich im Verumarm im Vergleich zur Kontrollgruppe (ENHANCE-1 um 87 ml und ENHANCE-2 um 94 ml). In einem vorab spezifizierten Endpunkt reduzierte Ensifentrin in einer gepoolten Analyse von ENHANCE-1 und ENHANCE-2 die Rate und das Risiko moderater und schwerer COPD-Exazerbationen deutlich. So war die Rate an Exazerbationen nach 24 Wochen in ENHANCE-1 um 36 und in ENHANCE-2 um 43 Prozent erniedrigt.