DOG fordert Produktion in Europa |
Laura Rudolph |
05.07.2022 15:00 Uhr |
Sind wichtige Arzneimittel für die Behandlung seltener Augenerkrankungen nicht verfügbar, stehen oft kaum bis gar keine Alternativen zur Verfügung. / Foto: Adobe Stock/megaflopp
»In den zurückliegenden Jahren haben die Engpässe in der Versorgung mit Medikamenten und Medizinprodukten auf beunruhigende Art und Weise zugenommen, auch wenn es bisher nur vergleichsweise seltene Augenerkrankungen betrifft«, berichtete Professorin Martina Herwig-Carl, Oberärztin der Universitäts-Augenklinik Bonn in einer Pressemitteilung der DOG. Die Coronavirus-Pandemie verschlimmert demnach Versorgungslücken zusätzlich. Lieferengpässe bis hin zu vollkommenen Produktionsstopps von Präparaten, nicht nur in der Augenheilkunde, seien die Folge. Dies sei in diesem medizinischen Fachbereich jedoch besonders kritisch, da oft keine Alternativprodukte verfügbar seien, erklärt Herwig-Carl.
In besonderem Maße betreffe dies Patienten mit Augentumoren. Beispielsweise wurde die Produktion von Interferon-α2b-Augentropfen zur Therapie des Bindehautmelanoms komplett eingestellt. Verfügbare Alternativen wie Mitomycin C (MMC) und 5-Fluorouracil (5-FU) seien weitaus schlechter verträglich und letzterer Wirkstoff auch bereits von Lieferengpässen betroffen, wie die DOG-Expertin mitteilte. Betroffen sind demnach auch Mittel zur Förderung der Wundheilung bei chronischen Hornhautgeschwüren oder Scopolamin-Augentropfen, die in der Diagnostik zum Einsatz kommen.
Gründe für die Lieferengpässe und unter Umständen resultierende Versorgungsengpässe gibt demnach es viele: Ausfall von Zulieferern, Mängel durch Qualitätsprobleme, Umstellung von Herstellungsprozesse, Rohstoffknappheit oder eine gesteigerte Nachfrage.
Auch an Medizinprodukten mangelt es, wie die DOG-Mitteilung weiter ausführt. Dies liege etwa an neuen Regularien im Medizinproduktegesetz zur Zertifizierung. Während das Konformitätsbewertungsverfahren früher durch staatliche Instanzen erfolgte, seien nun die Hersteller für dieses verantwortlich. Dies bedeute für die Unternehmen einen nicht unerheblichen Mehraufwand – und habe bereits dazu geführt, dass viele Nischenprodukte vom Markt verschwanden, wie Professor Gerd Geerling, Direktor der Universitäts-Augenklinik Düsseldorf und Präsident der DOG, in der Mitteilung ergänzte. Dies betreffe etwa Hornhaut-Implantate – mit schwerwiegenden Folgen für die betroffenen Patienten.
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