Doch besser abends einnehmen? |
Laura Rudolph |
14.07.2025 10:30 Uhr |
In einer chinesischen Studie senkte die abendliche Einnahme im Vergleich zur morgendlichen den systolischen Blutdruck in der Nacht stärker. / © Adobe Stock/RRF
Morgens, mittags, abends – was denn nun? Zu keiner anderen Wirkstoffklasse wird wohl so oft zum besten Einnahmezeitpunkt geforscht wie bei Antihypertensiva. Bereits in drei randomisierten klinischen Studien wurde untersucht, ob es von Vorteil sein könnte, sie abends anzuwenden (MAPEC 2010, Hygia 2020 und TIME 2022) – jedoch ohne eindeutige Ergebnisse. Erst kürzlich kamen zwei kanadische Studien zu dem Schluss, dass der Einnahmezeitpunkt unerheblich für das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Blutdrucksenkern ist.
Nun sind die Ergebnisse der chinesischen OMAN-Studie im Fachjournal »JAMA Network Open« erschienen. Laut der Forschungsgruppe um Dr. Runyu Ye vom Department of Cardiology am West China Hospital in Chengdu senkt die Kombination aus 20 mg Olmesartan und 5 mg Amlodipin den nächtlichen systolischen Blutdruck signifikant stärker bei abendlicher versus morgendlicher Einnahme.
An der Studie nahmen 720 Bluthochdruckpatienten zwischen 18 und 75 Jahren teil (409 Männer und 311 Frauen), die zuvor noch kein Antihypertensivum angewendet hatten oder die Einnahme vor Studienbeginn für zwei Wochen unterbrochen hatten. Sie wurden in in 15 Krankenhäusern in China rekrutiert. Die Teilnehmenden wurden randomisiert. Eine Gruppe mit 352 Teilnehmenden erhielt die tägliche Dosis der Fixkombination Olmesartan 20 mg/Amlodipin 5 mg morgens zwischen 6 und 10 Uhr, die anderen 368 Teilnehmenden abends zwischen 18 und 22 Uhr – für insgesamt zwölf Wochen. Nach dieser Zeit wurde geschaut, wie sich der nächtliche Blutdruck in den beiden Behandlungsarmen entwickelt hatte.
24 Stunden nach Studienbeginn unterschieden sich die mittleren Blutdruckwerte beider Gruppen nur minimal (Tabelle).
Messung | Zeitpunkt / Zeitraum | Ort der Messung | Einnahme am Morgen | Einnahme am Abend | ||
---|---|---|---|---|---|---|
24-Stunden-Mittelwert | Tag und Nacht (gesamt) | ambulante Messung | 148,0 / 91,4 mmHg | 147,6 / 91,6 mmHg | ||
Tagsüber | während der Wachphase | ambulante Messung | 152,3 / 94,0 mmHg | 151,5 / 94,0 mmHg | ||
Nachts | während der Schlafphase | ambulante Messung | 138,4 / 85,4 mmHg | 138,3 / 85,8 mmHg | ||
In der Praxis | Einzelmessung beim Arzt | Klinik | 154,4 / 94,6 mmHg | 154,3 / 95,1 mmHg |
Nach zwölf Wochen reduzierte sich der nächtliche systolische Blutdruck bei abendlicher Einnahme um durchschnittlich 25,3 mmHg, bei morgendlicher um 22,3 mmHg. Mit einer Differenz von 3 mmHg hatte die späte Anwendung einen signifikant stärkeren Effekt. Auch den diastolischen Blutdruck senkte sie in der Nacht effizienter, um durchschnittlich 1,4 mmHg. Das Risiko für nächtliche Hypotonien war durch die abendliche Einnahme nicht erhöht.