Dobbert: »Die Tage werden dunkler…« |
Jennifer Evans |
01.12.2022 16:00 Uhr |
Seiner Auffassung nach können auch die pharmazeutischen Dienstleistungen und das Impfen in der Apotheke nicht aus der derzeitigen Misere helfen. Grundsätzlich taugten diese Leistungen nicht als »zweites Standbein für die Offizinen«, sondern es handele sich dabei lediglich um ein zusätzliches Angebot mit einer Vergütung, die derzeit nicht kostendeckend sei. Die eigentliche Aufgabe bleibe die Abgabe von Arzneimitteln sowie die Beratung. Dennoch warnte er davor, auf die pharmazeutischen Dienstleistungen zu verzichten. Denn es sei »ein wichtiges politische Signal«, trotz des Personalmangels diese Angebote anzubieten.
Auch auf die Lieferengpassproblematik ging Dobbert ein und hob hervor, dass allein das Management dieser die Apotheke vor Ort ABDA-Daten zufolge pro Jahr 15.000 Euro bis 20.000 Euro koste. Dafür gebe es aber keine Entschädigung, genauso wenig wie für die Erfüllung von etwa Rabattverträgen oder der Importquote, das Einziehen der Zuzahlung und das Abwickeln der Inkasso der Herstellerrabatte. Und für die Anforderungen rund um die Präqualifizierung müsse es eigentlich »Schmerzensgeld geben«, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu. Geht es nach dem Kammerpräsidenten, müssten all diese Leistungen rückvergütet werden und es zusätzlich einen Inflationsausgleich geben.
Kein Wunder also, dass Dobbert den Apothekenstreik im Oktober direkt vor Verabschiedung des GKV-Spargesetzes lobend hervorhob und die Teilnehmer der Kammerversammlung gleich dazu aufrief, weitere solcher Aktionen oder Protesttage zu starten – am besten mit anderen Heilberuflern zusammen, um die Schlagkraft zu erhöhen. Im Oktober hatten sich seinen Angaben zufolge bereits 90 Prozent der Brandenburger Apotheker beteiligt.
Parallel helfen die Vertreter der Kammer auf andere Weise, die Lage für die Brandenburger Apotheken zu entspannen. Seit Kurzem existiert nämlich eine neue Allgemeinverfügung zur Flexibilität der Öffnungszeiten, die Dobbert nach eigenen Angaben auch der Landespolitik zur Kenntnis übersandt hat. Eigentlich brauche die Kammer zwar kein grünes Licht aus dem Ministerium, er will die Politiker aber dennoch über die Schritte informieren. Konkret soll es Offizinen in Brandenburg möglich sein, ihre Öffnungszeit über den Tag hinweg flexibler zu gestalten, sofern sie zwischen 9 Uhr und 18 Uhr mindestens für sechs Stunden geöffnet haben, mittwochs sind es drei Stunden. Mit dieser Regelung können die Mittagsschließungen wegfallen. Das erleichtere insgesamt die Situation mit Blick auf den Fachkräftemangel und spare zudem etwaige Anträge, die jede Apotheke andernfalls für eine Änderung der Öffnungszeiten bei der Kammer stellen müsse, erläuterte er. Dobbert ist sicher, dass die Berufsvertreter in Brandenburg »nur im Notfall davon Gebrauch machen werden«.
Während der Kammerpräsident in seiner Rede »von harten Jahren mit ungewissem Ausgang« sprach, sind immerhin die Renten für den Berufsstand sicher. Aus dem Bereich der Apothekerversorgung hatte die Apothekerin Ulrike Mahr nämlich positive Nachrichten zu vermelden. Trotz der wirtschaftlichen Lage gebe es hier »keine Probleme«.