Dingermanns kritischer Blick auf die Pandemie |
Christina Hohmann-Jeddi |
13.01.2021 18:00 Uhr |
Das Coronavirus SARS-CoV-2 hat sich in Windeseile auf dem gesamten Globus ausgebreitet und in einer zuvor undenkbaren Weise den Alltag der Menschen umgekrempelt. / Foto: Getty Images/da-kuk
120 Ausgaben der DPhG-Mitgliederzeitschrift »Pharmakon«, die früher »Pharmazie in unserer Zeit« hieß, hat Dingermann in den vergangenen 20 Jahren herausgegeben. Dafür dankte ihm die Fachgesellschaft mit einem Abschiedssymposium am Dienstagabend. »Lob, Dank und Anerkennung für alles« sprachen ihm die beiden Miteditoren Professor Dr. Ulrike Holzgrabe, Würzburg, und Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Frankfurt am Main, aus. Dingermann betonte, dass dies eine sehr schöne Zeit gewesen sei, er sich jetzt aber auf die nächste Pharmakon-Ausgabe freue, die er gerne lese werde, aber nicht mehr zu verantworten habe. Von jetzt an übernimmt Professor Dr. Robert Fürst vom Institut für Pharmazeutische Biologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main die Schriftleitung.
Bei der Online-Veranstaltung warf Dingermann einen kritischen Blick auf die Coronavirus-Pandemie. Er erinnerte daran, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits 2015 eine Liste von Erregern erstellt hatte, die das Potenzial hätten, eine Pandemie auszulösen. Darauf befanden sich auch die zwei Coronaviren MERS- und SARS-CoV. »Dennoch war die Welt vergleichsweise schlecht vorbereitet, als im Dezember 2019 ein neues Coronavirus auftauchte, das wegen seiner Ähnlichkeit zu SARS-CoV den Namen SARS-CoV-2 erhielt«, sagte Dingermann.
Anfang März wurde die Verbreitung des neuen Erregers von der WHO als Pandemie eingestuft. Kurz darauf ging eine Prognose von 40 Millionen Todesfällen aus, die weltweit auftreten könnten, falls keine geeigneten Gegenmaßnahmen ergriffen würden. »Soweit kam es aber nicht, weil kluge Schutzmaßnahmen nach dem Motto ›Flatten the Curve‹ eingeführt wurden«, so Dingermann.
Professor Dr. Theo Dingermann hat nach 20 Jahren die Schriftleitung der Mitgliederzeitschrift der DPhG abgegeben. / Foto: PZ/Alois Müller
Dennoch sind inzwischen 90 Millionen SARS-CoV-2-Infektionen in 191 Ländern aufgetreten und zwei Millionen Menschen im Zusammenhang mit einer Infektion gestorben. Zum Vergleich: In den Jahren 2002/2003 infizierten sich etwa 8000 Menschen in 29 Ländern mit SARS-CoV, 774 von ihnen starben. Und 2013 erkrankten in drei Ländern knapp 1600 Personen an der Vogelgrippe, 616 starben.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.