Dieser OTC-Switch wird Leben retten |
Daniela Hüttemann |
06.03.2025 16:20 Uhr |
»Die Entlassung von Naloxon aus der Verschreibungspflicht ist ein echter Durchbruch und wird Leben retten«, kommentiert die Deutsche Aidshilfe auf Nachfrage der PZ. »Wir haben uns lange dafür eingesetzt. Denn: Naloxon ist ein hoch wirksames und leicht verwendbares Notfallmedikament, das möglichst viele potenzielle Ersthelfer*innen in der Tasche haben sollten (also auch Mitarbeiter*innen der Drogenhilfe und Konsument*innen). Wo Drogennotfälle mit Opioiden passieren können, dort sollte Naloxon vorhanden sein.«
Die Entlassung aus der Verschreibungspflicht könne die Verfügbarkeit massiv verbessern. »Die größte Hürde war hier bisher die Verschreibungspflicht, zum einen, weil die Verschreibung in der Arztpraxis an sich eine Hürde darstellt, zum anderen weil das Medikament auch von Menschen eingesetzt werden soll, die selbst keine Indikation haben. Wir hoffen sehr, dass auch Menschen mit Opioid-Abhängigkeit sich das Medikament besorgen.«
Apotheken könnten eine wichtige Multiplikatorenfunktion einnehmen, indem sie an passender Stelle Naloxon empfehlen und Informationsmaterial mitgeben, zum Beispiel bei Abholung der Take-Home-Substitute. Auch ein Mitglied des Sachverständigenausschusses betonte, wie wichtig die Anwenderschulungen seien. Laut Protokoll stimmte das BfArM dem zu und führte aus, dass bereits relativ kurz gefasstes, zugelassenes Schulungsmaterial für die Präparate zur Verfügung stehe. Ergänzend merkte das Ministerium an, dass bei einer OTC-Abgabe eine Unterweisung in der Apotheke – wie bei anderen Arzneimitteln auch – stattfinden könne.
Entsprechende Schulungen für Mitarbeitende in Drogen- und Aidshilfen gibt es mit dem Bundesmodellprojekt »NALtrain« bereits. Hier seien bislang mehr als 800 Trainerinnen und Trainer ausgebildet worden, die nun weitere Schulungen anbieten könnten. Hintergrund ist, dass Naloxon-Nasenspray zwar seit 2018 in Deutschland zur Verfügung steht und es zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) verordnet werden kann, bisher aber nur wenige Drogenkonsumierende das Mittel bekommen hatten.