Diese Tipps hat die Alternsforschung |
Professor Rudolph forscht insbesondere zum Thema Ernährung. Ihm zufolge zeigt die Forschung der letzten 90 Jahre, dass eine Maßnahme, die das Leben verlängern kann, eine »milde Reduktion der Nahrungsaufnahme ist«. Ob beim Wurm, der Fliege oder dem Menschenaffen – die Forschungsergebnisse seien eindeutig: »Wenn die Tiere 20 bis 30 Prozent weniger essen, als sie zu sich nehmen würden, wenn sie unbegrenzten Zugang zu Futter hätten wie der heutige Mensch in reichen Ländern, verlängert sich ihr Leben und auch ihre Gesundheitsspanne«, sagt Rudolph. »Wenn die Forschungsergebnisse zur Diätrestriktion auf den Menschen übertragbar sind, wäre dies ein Weg, gesünder und länger zu leben.« Studien an Mäusen hätten eine Lebenszeitverlängerung um bis zu 30 Prozent gezeigt.
Doch wie lässt sich erklären, dass sich eine Verringerung der Nahrungsmenge auf die Lebenserwartung auswirkt? Das versetzt, wie Rudolph erklärt, die Körperzellen in einen milden Stress, was dazu führt, dass sie effektiver arbeiten. Wer auf diese Strategie setzen will, sollte das aber ausgewogen tun. Übertreibt man es, läuft man Gefahr, in eine Mangelernährung zu geraten, den Körper also nicht mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Und das hat wiederum einen schlechten Effekt auf Gesundheit und Lebenserwartung. Es empfiehlt sich im Zweifel deshalb immer, eine Ärztin oder einen Ernährungsberater um Rat zu bitten.
Von extremen Diäten oder Fastenkuren rät Rudolph ab: »Dann lieber eine kontinuierliche leichte Reduktion der Nahrungsaufnahme als beispielsweise an einem Tag essen und am nächsten Tag gar nicht.« Es gebe jedoch auch Hinweise, dass eine Diätrestriktion auch negative Einflüsse haben könne. Etwa auf die Immunfunktionen des Körpers. »Hierdurch kann das Risiko für schwere Verläufe von Infektionskrankheiten steigen«, sagt Rudolph.
Ebenfalls bedenklich findet Hannah Scheiblich die eigenmächtige Einnahme von Medikamenten oder Nahrungsergänzungsmitteln. Gerade hochdosierte Varianten können im schlimmsten Fall zu Vergiftungen oder Organversagen führen, machen also nur in ärztlicher Absprache Sinn.
Alle Maßnahmen haben auch ihre Grenzen: Wer früh damit beginnt, seinen Lebensstil anzupassen, darf zwar auf starke Effekte hoffen. Auch in höherem Alter lässt sich das Leben noch verlängern, allerdings nicht mehr ganz so wirkungsvoll.
Eine Garantie für Langlebigkeit gibt es in keinem Fall. »Es kann trotzdem eine Erkrankung auftreten, die die Lebenserwartung zunichtemacht«, sagt Scheiblich. Sie arbeitet in der Demenzforschung und weiß: Manchmal ist ein kurzes und gesundes Leben wünschenswerter als ein besonders langes, krankes Leben. »Es ist wichtig, den Longevity-Hype durch einen Hype zu ersetzen, bei dem es darum geht gesund und fit zu bleiben und nicht nur die Lebenserwartung immer weiter in die Länge zu ziehen.«