Pharmazeutische Zeitung online
Vitamin-B12-Mangel

Diese Personengruppen sind gefährdet

Der Körper kann Vitamin B12 in ausreichendem Maß speichern. Trotzdem gibt es verschiedene Personen- und Patientengruppen, die ein hohes Risiko für ein Defizit ausweisen. Wie äußert sich ein Mangel und wie lässt sich ihm begegnen?
Maria Pues
09.05.2023  18:00 Uhr

Als Schätzwert für eine angemessene Zufuhr nennt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) täglich 4 µg Vitamin B12 (Cobalamine) für Kinder ab 13 Jahren, Jugendliche und Erwachsene. Für Schwangere liegt er bei täglich 4,5 µg und für Stillende bei 5,5 µg. Der Wert für Erwachsene wurde dabei aus Studien abgeleitet, in denen verschiedene Biomarker untersucht wurden, unter anderem die Werte für das Gesamt-Vitamin-B12 und Holotranscobalamin sowie für Methylmalonsäure und Homocystein. Der Wert für Methylmalonsäure steigt an, wenn die B12-Speicher entleert sind, niedrige Holotranscobalamin-Werte weisen bereits auf eine negative B12-Bilanz hin, bevor ein manifester Mangel vorliegt.

Benötigt wird Vitamin B12 für verschiedene Funktionen wie Zellteilung, Blutbildung und das Nervensystem. Bei einer unzureichenden Versorgung kann es zu Müdigkeit und Blässe als Zeichen einer Anämie, aber auch zu neuro­logischen Störungen kommen, die sich unter anderem in Missempfindungen wie einem Kribbeln in Händen und Füßen, Muskelschwäche oder dem Verlust von Reflexen äußern. Auch Aufmerksamkeitsstörungen oder depres­sive Verstimmungen können auftreten. Da der Körper über ausreichende Speichermöglichkeiten verfügt, kann ein Defizit über längere Zeit unbemerkt bleiben. Dieses kann auf einer verminderten Zufuhr, einer unzureichenden Aufnahme oder einem erhöhten ­Bedarf beruhen.

Vitamin B12 erhält der menschliche ­Körper praktisch ausschließlich über Lebensmittel tierischer Herkunft. Gute Lieferanten sind Fisch und Fleisch, relevante Mengen finden sich aber auch in Milch und Milchprodukten wie Joghurt und Käse sowie in Eiern. Eine Supplementierung empfiehlt die DGE daher Personen, die sich vegan ernähren. Aber auch Schwangere und Stillende, die sich vegetarisch ernähren, können unterversorgt sein, wenn eine geringe ­Zufuhr und ein erhöhter Bedarf zusammentreffen.

Defizit trotz ausreichender Vitamin-B12-Zufuhr

Auch trotz ausreichender Zufuhr kann es zu einer unzureichenden Versorgung kommen, nämlich dann, wenn Vitamin B12 aus der Nahrung nicht für die Resorption verfügbar gemacht werden kann. Hierfür ist eine ausreichende Azidität des Magens erforderlich, denn sie sorgt dafür, dass das Vitamin aus der Nahrung »herausgelöst« werden kann. Wer langfristig über eine zu geringe Magensäure-Produktion verfügt, kann daher trotz abwechslungsreicher und B12-reicher Ernährung in ein B12-Defizit geraten. Ein hohes Risiko hierfür besteht beispielsweise bei älteren Menschen und bei Patienten, die über einen längeren Zeitraum Protonenpumpen-Hemmer (PPI) einnehmen, aber auch bei Personen, die häufig und/oder in größeren Mengen Alkohol konsumieren, unter anderem da dieser Entzündungsreaktionen in der Magenschleimhaut hervorruft. Bei Letzteren kann außerdem der Bedarf an B-Vitaminen erhöht sein.

Für die Resorption des aus der Nahrung extrahierten Vitamin B12 ist außerdem Intrinsic Factor notwendig, der ebenfalls im Magen produziert wird. Daher besteht bei Patienten, bei denen der Magen ganz oder teilweise entfernt wurde, ein hohes Risiko für einen B12-Mangel. Eine weitere Risikogruppe bilden Patienten mit einer Autoimmun-Gastritis (Typ-A-Gastritis). Hierbei greifen Autoantikörper die Belegzellen des Magens an, sodass sowohl Magensäure als auch Intrinsic Factor nicht mehr in ausreichendem Maße gebildet werden.

Ein Vitamin B12-Defizit wurde außerdem bei Patienten mit Typ-2-Diabetes beobachtet, die über einen längeren Zeitraum mit Metformin behandelt wurden. Hier wird der Intrinsic-Factor-Vitamin-B12-Komplex zwar gebildet, jedoch nicht resorbiert, da Metformin diesen Schritt (eine Rezeptor-vermittelte Endozytose) beeinträchtigt. Auch bestimmte Grunderkrankungen können mit einer verminderten Resorption einhergehen. Dazu gehören eine exokrine Pankreasinsuffizienz, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn sowie Zöliakie.

Orale oder parenterale Supplementierung

Bei verschiedenen Risikogruppen übernimmt die Gesetzliche Krankenversicherung die Kosten für eine B12-Kontrolle. Die alleinige Bestimmung des Blutwerts sagt wenig aus, da die Reserven hierbei unberücksichtigt bleiben. Über diese gibt Holotranscobalamin Auskunft. Soll – etwa bei Veganern oder Vegetariern – nur fehlendes Nahrungs-B12 ergänzt werden, eignet sich meist eine Zufuhr in niedriger Dosierung. Bei Störungen der Resorption sind höhere Dosierungen oder eine parenterale Gabe erforderlich. Lange Zeit ging man davon aus, dass bei verminderter Magensäure beziehungsweise fehlendem IF ausschließlich eine parenterale Gabe infrage kommt. Heute weiß man, dass bei der Gabe hoher Dosen auch eine dosisabhängige passive Diffusion des Vitamins stattfindet, die für eine Sicherstellung der Versorgung häufig ausreicht.

Hohe Dosierungen eignen sich nicht für Personen, die sich ausgewogen und vollwertig ernähren und trotzdem Supplemente einnehmen möchten. So weist der Krebsinformationsdienst unter anderem auf die VITAL-Studie (VITamins And Lifestyle Kohortenstudie) hin. Danach zeigte sich ein erhöhtes Risiko für Lungenkrebs vor allem bei Männern, die rauchten oder geraucht haben und langfristig Vitamin-B-Präparate einnahmen. Der Krebsinformationsdienst rät dieser Personengruppe, sich an den Referenzwerten der DGE zu orientieren. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung sollte die Zufuhr aus Supplementen 25 µg täglich nicht überschreiten.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa