Diese Fehler gehen unter die Haut |
Christina Hohmann-Jeddi |
28.11.2024 16:20 Uhr |
Bei hoher Sonnenstrahlenexposition ist konsequenter Sonnenschutz angesagt. / © Adobe Stock/Rido
Bei der Sonnenexposition muss der potenzielle Schaden durch die Bestrahlung für die Haut gegen die notwendige Bestrahlung für die Vitamin-D-Produktion abgewogen werden. »Das hat die Evolution gemacht, weshalb verschiedene Phototypen von Menschen entstanden sind«, sagte Daniels, Fachapotheker für Pharmazeutische Technologie, beim Fortbildungskongress der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg am 24. November. Vom keltischen Typ (Phototyp 1), der in nördlichen Regionen vorkommt und sehr strahlungsempfindlich ist, bis zum schwarzen Typ (Phototyp 6), der gut gegen Strahlungsschäden geschützt ist.
Trotz dieser Anpassung steigt die Melanomrate weltweit seit Jahrzehnten an, berichtete Daniels. Ein Grund sei ein deutlich veränderter Umgang mit der Sonne, aber auch die Mobilität der Menschen. »Wir kommen mit dem Flugzeug innerhalb weniger Stunden in Regionen, an die wir nicht angepasst sind.« Zwei Drittel der jährlichen UV-Belastung erfolge im Sommer, vor allem bedingt durch Strandurlaube.
Da Sonnenstrahlung ein Karzinogen ist, sei ein guter Sonnenschutz Pflicht, so der Pharmazeut. Dabei müsse das ganze UV-Spektrum abgedeckt sein. Nach aktuellem Kenntnisstand könne das gesamte Spektrum von UV-A-, UV-B- sowie hochenergetischer violetter Strahlung bis zur Infrarot-A-Strahlung gefährlich sein und Hautschäden bewirken, berichtete Daniels. Es gebe inzwischen 32 zugelassene organische Lichtschutzfilter (UV-A, UV-B und UV-A/B) sowie zwei physikalische Filter. Neue Breitbandfilter sind auch im Blaulichtbereich wirksam. »Diese Substanzen sind gelb«, verdeutlichte Daniels. »Das geht physikalisch gar nicht anders.« Produkte mit diesen Filtern färbten auch die Kleidung gelb, seien aber auswaschbar.
Die Sonnenschutzprodukte könnten nur bei richtiger Verwendung ihren vollen Schutz vermitteln. Wie sieht diese aus? Die Präparate müssten vor dem Sonnenbaden, gleichmäßig und in ausreichender Menge aufgetragen werden, betonte der Apotheker. Ein Erwachsener sollte für den ganzen Körper 30 bis 40 g verwenden; Kinder etwas weniger. Eine vierköpfige Familie käme mit Nachcremen somit auf fast eine Flasche Sonnenschutzmittel pro Tag. Das erreichten auch die meisten Sonnencreme-Enthusiasten nicht.
Studien zufolge tragen Menschen meist etwa 0,5 bis 1 mg pro cm2 Haut statt der empfohlenen 2 mg auf, berichtete Daniels. Wird nur ein Viertel der Menge verwendet, reduziert sich entsprechend der Lichtschutzfaktor auf ein Viertel. Zudem sei Nachcremen wichtig, da auch bei wasserfesten Produkten nach zweimal Baden (von 20 Minuten) nur noch die Hälfte des Schutzes vorhanden ist.
Beim Auftragen sollte auch die Reihenfolge beachtet werden: Erst das Kosmetikum, dann der Sonnenschutz und dann gegebenenfalls ein Repellent. Somit könnte das Sonnenschutzprodukt das Kosmetikum teilweise vor der UV-Strahlung schützen. Wer in die Sonne will, sollte besser gar kein Kosmetikum auftragen, rät der Pharmazeut. Darin seien zu viele Inhaltsstoffe, die durch die UV-Strahlung zerfallen und reaktionsfreudige Zerfallsprodukte freisetzen könnten. Aus dem gleichen Grund sei es gut, wenn die Formulierungen von Sonnenschutzpräparaten mit möglichst wenig Substanzen auskämen.
Der Lichtschutzfaktor (LSF) sollte den individuellen Bedürfnissen angepasst werden, so Daniels. Er hängt von Hauttyp, Vorbräunung und UV-Index am Aufenthaltsort ab. Immer LSF 50 zu verwenden, sei keine gute Idee. Damit belaste man die Haut unnötig mit Fremdsubstanzen und unterdrücke die Vitamin-D-Synthese unnötig stark.