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Virusinfluenza
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Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Grippewelle

Ende November hat die Grippewelle offiziell begonnen. Wie lange die Ansteckungsdauer ist, welche typischen und atypischen Symptome für eine echte Influenza sprechen und wie man sie am besten auskuriert.
AutorKontaktdpa
Datum 18.12.2025  12:00 Uhr

In Büro, Bus, Bahn, Café oder Kino: Wo viele Menschen zusammenkommen, sind nun auch viele Grippeviren unterwegs. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) startete die jährliche Grippewelle in der letzten Novemberwoche – und damit zwei bis drei Wochen früher als in den beiden Vorjahren.

Übertragen werden Viren, die eine Grippe auslösen, vor allem über Tröpfchen, die Infizierte durch das Niesen, Husten oder Sprechen in die Luft abgeben – und die andere einatmen. Zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung vergehen in aller Regel ein bis zwei Tage.

Welche Symptome sind typisch für eine echte Influenza?

»Die klassische Grippe hat einen sehr plötzlichen Beginn. Da kann man auf die Stunde genau sagen, wann es losgegangen ist mit Schüttelfrost, Gliederschmerzen, Fieber und Husten«, sagt Felix Giebel, Fachgruppenleiter Infektiologie am Helios Universitätsklinikum Wuppertal. Doch nur ein Drittel der Grippeerkrankungen hat diesen plötzlichen Beginn, heißt es von Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG). Es kann auch anders sein:

  • Bei Älteren sind die Symptome häufig weniger ausgeprägt, so Giebel.
  • Es gibt auch Infektionen, die nahezu keine Symptome mit sich bringen.
  • Bei Kindern kommen als Symptome häufig Übelkeit und Erbrechen hinzu, so das Portal kindergesundheit-info.de .

Wer sich mit Grippeviren infiziert hat, kann bereits ansteckend sein, bevor der Hals wehtut oder Arme und Beine sich bleiern anfühlen. Im Durchschnitt sind Erkrankte ab dem Auftreten der ersten Symptome im Mittel vier bis fünf Tage lang ansteckend, heißt es vom RKI. Menschen mit einer Immunschwäche oder Kinder können aber auch länger Viren ausscheiden.

Wie kommt man gut durch die Infektion?

»Es kommt darauf an, welche Symptome am meisten quälen«, sagt Felix Giebel. Wer hohes Fieber hat, kann es mit Wirkstoffen wie Paracetamol oder Ibuprofen senken. Auch Kopf- und Gliederschmerzen kann man damit bekämpfen.

Keine gute Idee hingegen ist, Antibiotika einzunehmen, die vielleicht noch in der Hausapotheke liegen. Weil Grippe durch Viren ausgelöst wird. Sie können nur dann helfen, wenn sich eine Infektion durch Bakterien dazugesellt. Auch dann gilt aber: nur nach ärztlicher Verordnung.

Die allerbeste Medizin ist bei einer Grippe, dem Körper Ruhe zu gönnen. Sport und körperliche Belastungen sind tabu, solange Symptome vorhanden sind. »Und wenn sie wieder weg sind, sollte man lieber auch noch etwas abwarten«, so Giebel.

Wichtig ist auch, ausreichend zu trinken, da der Körper durch das Fieber mehr Flüssigkeit verliert als sonst. Eine gute Wahl sind Wasser und warme Tees.

Wer sollte früh zum Arzt und Neuraminidase-Hemmer bekommen?

»Wenn man zum Beispiel besonders alt ist oder eine schwere Herz- oder Lungenerkrankung hat, macht es Sinn, früh zum Arzt zu gehen», sagt Giebel und ergänzt: »Auch Schwangere gehören zu den Risikogruppen einer Influenza.«

Bei Risikogruppen können unter Umständen grippespezifische Medikamente indiziert sein. »Diese sogenannten Neuraminidase-Hemmer wirken besser, je früher man damit anfängt«, erklärt Giebel. Am besten werden sie innerhalb von 48 Stunden nach Beginn der Erkrankung eingenommen.

Wegzaubern können die Medikamente die Infektion aber nicht. Studien zufolge verringert sich die Erkrankungsdauer durch die Einnahme um rund einen Tag. »Das Hauptziel ist , schwere Erkrankungsverläufe zu verhindern, die Patientinnen und Patienten ins Krankenhaus bringen würden«, sagt Felix Giebel.

Wie zuverlässig sind Grippe-Selbsttests?

Um sich früh etwas mehr Gewissheit zu verschaffen, können Grippe-Schnelltests helfen, die es in Apotheken  zu kaufen gibt. »Wenn der Schnelltest während der Grippewelle positiv ausfällt, kann man davon ausgehen, dass eine Influenzaerkrankung vorliegt«, schreibt das RKI online.

Bei einem negativen Testergebnis kann man sich hingegen nicht darauf verlassen, dass man tatsächlich von der Grippe verschont geblieben ist. Denn: Antigentests erkennen nicht zuverlässig alle Influenzaerkrankungen, schreibt das RKI.

Wie kann ich das Risiko verringern, dass alle im Haushalt sich anstecken?

Grippeviren sind sehr ansteckend. Sind die anderen Mitglieder im Haushalt gegen Influenza geimpft, ist die Situation etwas entspannter. Wer dennoch auf Nummer sicher gehen will, orientiert sich an dieser Faustregel: »Je weiter weg ich meine Liebsten von mir halte, desto eher erkranken sie nicht«, fasst Mediziner Giebel zusammen.

Wer also eine Ansteckung vermeiden will, schlägt sein Krankenlager lieber nicht im Wohnzimmer auf, in dem sich auch alle anderen aufhalten. Und wenn es um die Frage geht, wer sich morgens wann im Bad fertigmacht, wählt die erkrankte Person am besten das letzte Zeitfenster.

Apropos Fenster: Hat eine Person in der Wohnung oder im Haus Grippe, ist es wichtig, immer wieder zu lüften, um infektiöse Tröpfchen nach draußen zu schicken. Das Umweltbundesamt rät, bei weit geöffnetem Fenster einige Minuten stoßzulüften. Wenn Durchzug möglich ist – umso besser.

Auch Hygiene-Routinen, die wir aus Corona-Zeiten kennen, sind nun sinnvoll, zum Beispiel eine medizinische Maske, die man sich über Mund und Nase ziehen kann, wenn man doch mit Familie oder Mitbewohnern zusammensitzen möchte. »Auch wenn man als erkrankte Person einkaufen gehen muss, kann man eine Maske aufsetzen, damit weniger infektiöse Tröpfchen von einem ausgehen«, rät Giebel.

Beim Niesen und Husten gilt: nicht in die Hand, sondern lieber in die Armbeuge. Und natürlich: regelmäßig und gründlich Händewaschen. Denn Grippeviren können sich auch über Oberflächen übertragen.

Was sind Anzeichen für Komplikationen?

Manchmal bleibt es nicht bei der Grippe allein: Gerade bei Risikogruppen kann es zu Komplikationen kommen, weil ihr Körper nun umso anfälliger für Infektionen durch Bakterien ist. Ein Warnzeichen: »Wenn ich das Gefühl hatte, die Grippe überstanden zu haben und dann einen Rückfall erlebe, also wieder neu Fieber und Husten bekomme, hat sich womöglich eine bakterielle Lungenentzündung auf die Grippe draufgesetzt«, sagt Giebel. Das sollte man unbedingt rasch ärztlich abklären lassen.

Was immer Alarmsignale sind, bei denen ein Arztbesuch angesagt ist: Luftnot und Bewusstseinsstörungen. Und natürlich immer, wenn das Bauchgefühl signalisiert: »Hier läuft etwas aus dem Ruder.«

Verläuft die Grippe ohne Komplikationen, gehen die Beschwerden nach fünf bis sieben Tagen zurück, heißt es auf dem Behörden-Infoportal infektionsschutz.de. Der lästige Husten kann einem aber noch deutlich länger erhalten bleiben. Da hilft am besten: Abwarten und Tee trinken.

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