Die Sorge um die Lieferketten |
Über die Mitwirkung ihres Unternehmens am »G7 Pact for Pandemic Readiness« informierte Simone Kardinahl, Senior Vice President Development des Impfstoffherstellers IDT Biologika mit Hauptsitz in Dessau. Es sei schwierig, auf der Basis von Annahmen zu arbeiten. Für 32 Materialgruppen müssten jeweils mindestens zwei Produktionsstandorte in Europa gefunden werden. Kardinahl lobte die »tolle Unterstützung« durch das PEI und die Bundesregierung; dies habe sich während der Pandemie verfestigt. »Das Thema Zusammenarbeit ist durch die Pandemie ganz wesentlich geworden«, betonte sie. Der Wettbewerb sei in den Hintergrund getreten. Um auf die nächste Pandemie gut vorbereitet zu sein, sei neben einer guten Zusammenarbeit auch wichtig, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dabei lohne es sich, sowohl über Zuwanderung als auch über Qualifizierung nachzudenken.
»Deutschland ist als Absatzmarkt nicht mehr attraktiv« – diese Ansicht äußerte Olaf Weppner, Vice President & Geschäftsführer Commercial im Pharmakonzern AbbVie Deutschland. Im Generikabereich sei die »Zitrone ausgepresst«. Es sei in Kauf genommen worden, dass ein Großteil der Wirkstoffe außerhalb Europas produziert werde. Innovative Arzneimittel würden hingegen noch vielfach in Europa hergestellt. Weppner forderte, den Wertschöpfungsaspekt auch bei Generika mehr in den Blick zu nehmen. Um unabhängiger zu werden, solle sich Europa auf wichtige Wirkstoffe konzentrieren. Er befürchte allerdings, dass der Standort Deutschland langfristig noch mehr ins Hintertreffen gerate. Kritik übte er an den neuen Regelungen zur frühen Nutzenbewertung, die im GKV-Finanzstabilisierungsgesetz enthalten sind. Den geplanten Gesetzentwurf zur Reform der Generikaversorgung begrüßte Weppner hingegen.
Über einen möglichen ersten Entwurf für ein sogenanntes Generikagesetz informierte Thomas Müller, Leiter der Abteilung Arzneimittel, Medizinprodukte und Biotechnologie im Bundesgesundheitsministerium (BMG). Die PZ berichtete bereits darüber. Das Gesetz soll unter anderem Vorgaben für die Kassen bei den Rabattverträgen vorsehen. Möglicherweise soll auch die Abgabe in den Apotheken weiterhin erleichtert werden. »In der Pandemie haben wir gemerkt, dass sich das Rückgrat der Versorgung im Generikabereich abspielt«, betonte Müller. Er ging auch auf die neuen Regelungen zur frühen Nutzenbewertung ein, die im GKV-Finanzstabilisierungsgesetz verankert sind. »Wir wollen gute Innovationen stärken«, so Müller. Kleine Innovationen würden hingegen mit einem »Preisanker« versehen. Nach elf Jahren Regelungen des Gesetzes zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes (AMNOG) weiterzuentwickeln, halte er für vertretbar. »Ich denke nicht, dass das Deutschland zu einer Innovationswüste machen wird«, sagte Müller. Er räumte aber ein, dass voraussichtlich nachgebessert werden müsse. Generell sei er allerdings davon überzeugt, dass Deutschland bei der innovativen Entwicklung »nach wie vor das Zugpferd in Europa« bleibe. Ein weiteres Thema, dem das BMG sich in nächster Zeit widmen werde, sei der Bürokratieabbau, kündigte Müller an.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.