Die Renaissance der Lehmhütte |
| Jennifer Evans |
| 21.08.2023 07:00 Uhr |
Die Architektin ärgert sich, dass Lehmarchitektur im Verhältnis zu anderen Bauweisen derzeit (noch) relativ teuer ist. In ihren Augen sollten dagegen die anderen – und deutlich ungesünderen Materialien – mehr kosten. Schließlich sei Lehm bei jeder Aushebung ohnehin vorhanden, müsse nur genutzt statt weggekippt werden. »Architektur ist ein Werkzeug, das unsere Leben verbessert«, schreibt sie auf ihrer Website.
Heringer appelliert daran, den Baustoff in Zukunft öfter in regionale Fabriken zu bringen, die daraus Blöcke stampfen oder Lehmziegel herstellen. Außerdem arbeitet sie an der Entwicklung neuer Werkzeuge, mit denen sich Lehm besser bearbeiten lässt. Das könnte künftig die Baukosten drosseln. Bis dahin wird es aber wohl noch eine Weile dauern. Das bremst Heringer aber nicht aus. Im Gegenteil. Sie bleibt idealistisch und will in der Zwischenzeit Menschen für die Schönheit ihrer Architektur begeistern und auf diese Weise ein Umdenken anstoßen.
Gleichzeitig verfolgt Heringer mit ihren Bauprojekten noch eine ganz andere Vision. Der kreative und aktive Prozess, mit Lehm zu arbeiten, hat in ihren Augen auch eine starke soziale Komponente. Er bringt Menschen zusammen, fördert die Kommunikation, schafft Gemeinschaft und Zugehörigkeit.
Einen solchen Teamgeist hat sie nach eigenen Angaben selbst schon häufiger miterleben dürfen, unter anderem bei ihrem Bauprojekt im Wormser Dom, wo sie den Altar mit Lehm neu gestaltete. »In unserer materialistischen Gesellschaft fehlt uns weder Material noch Attraktivität. Was wir vermissen, ist Sinn und Beziehungen«, schreibt sie. Heringer ist überzeugt davon, dass Bauprojekte unser Gemeinschaftsgefühl stärken und zum Glück eines jeden Einzelnen beitragen können.