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Senile Rhinorrhoe

Die Nase läuft und läuft und läuft

Ständiges Naselaufen kann im Alter auch ohne Erkältung zum Dauerzustand werden. Grund ist oft eine altersbedingt veränderte Nasenschleimhaut. Welche Therapieoptionen es dann gibt, erklärt Professor Dr. Ludger Klimek, Leiter des Zentrums für Rhinologie und Allergologie in Wiesbaden.
AutorKontaktElke Wolf
Datum 24.02.2020  08:00 Uhr

Die Alterstropfnase entspricht einem anhaltenden chronischen wässrigen Schnupfen, bei dem Sekret mehr oder weniger unkontrolliert aus der Nase tropft, oft verstärkt durch äußere Einflüsse wie Temperaturwechsel oder gewürzte Speisen. Diese Form der Rhinitis tritt im Alter gar nicht mal so selten auf. Genaue Zahlen existieren nicht, aber Klimek schätzt, dass 10 bis 15 Prozent der Senioren, also rund jeder sechste, davon betroffen ist. Davon abzugrenzen ist eine Rhinitis sicca, bei der die Nase »wie zu« erscheint, weil die Schleimhaut trocken, entzündlich geschwollen und mit Krusten belegt ist.

Doch so beeinträchtigend eine dauernd laufende Nase ist: »Viel zu oft wird die senile Rhinorrhoe zu spät abgeklärt und behandelt. Die Beschwerden werden nicht ernst genommen. Vermutlich auch, weil man die Symptome von einer Erkältung kennt und banalisiert«, beklagte Klimek. Um dem Dauerlauf der Nase jedoch Einhalt zu gebieten, bedarf es eines Besuchs beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Nur er kann die Ursachen abklären.

Nasale Dysbalancen

»Es gibt eine Reihe von Gründen, warum in höherem Lebensalter die Nasenschleimhaut zu viel Sekret produziert oder der Sekrettransport nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert.« Häufig liegt dem Problem eine Dysbalance von Becherzellen, Bürstensaumzellen und submukösen Drüsen im Nasenepithel zugrunde. »So lässt sich etwa bei ­alternden Menschen nicht selten ein Verlust an Becherzellen nachweisen, während die submukösen Drüsen unverändert ihre Arbeit verrichten. Gesellt sich hierzu eine verringerte Resorptionskapazität der Mikrovilli der Bürstensaumzellen, kommt es zur unkontrollierten Rhinorrhoe«, verdeutlichte Klimek.

Zudem ändern sich Dichte und Funktion der Zilien mit den Jahren deutlich. So besitzen Personen über 75 Jahre durchschnittlich nur noch ­etwas mehr als die Hälfte der Zilien der Flimmerepithelzellen, die eine Vergleichsgruppe von 20- bis 30-Jährigen besitzt. Auch Schlagfrequenz und -koordination ändern sich altersabhängig. Das hat nach den Ausführungen Klimeks nicht unerhebliche Auswirkungen: »Partikelförmige Fremdstoffe verbleiben wesentlich länger auf der Schleimhautoberfläche und Schadstoffe können länger einwirken.« Wenn also Zilien in ihrer Funktion geschwächt sind und sich das Sekret in seiner Zusammensetzung verändert, verlängert sich die mukoziliäre Transportzeit.

Ein weiterer Grund für die persistierende Sekretion der Nasenschleimhaut sind Fehlsteuerungen der submukösen Drüsen über das vegetative Nervensystem. Zusammensetzung und Menge des von ihnen freigesetzten Sekrets variieren in Abhängigkeit von nervalen Einflüssen. Überwiegen Einflüsse parasympathischer Fasern in der Nasenschleimhaut auf diese Drüsen, wird das Sekret wässrig. Gleichzeitig vasodilatieren die Zellen des Nasenepithels und die Nase schwillt zu.

Laut Klimek sind auch zentralnervöse Erkrankungen nicht außer Acht zu lassen. So gehören vegetative, trigeminale und olfaktorische Funktionsstörungen zu den frühen und charakteristischen Symptomen des Morbus Parkinson.

Der Ursache auf den Grund

Den zugrunde liegenden Ursachen gilt es, beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt auf den Grund zu gehen. Erst dann kann eine passende Therapie eingeleitet werden. Topische Glucocorticoide kommen zum Einsatz, wenn der persistierenden Sekretion entzündliche Veränderungen zugrunde liegen. Verschiedene Eigenschaften sprechen für den Einsatz topischer Steroide wie Mometason, Fluticason, Budesonid oder Beclometason (wie Nasonex®, Flutide® Nasal, Pulmicort Topinasal®). »So ist ihre abschwellende und sekretionshemmende Wirkung auf die Nasenschleimhaut auch bei primär nicht allergischen endonasalen Schwellungszuständen beschrieben. Während es einige Tage braucht, bis antiinflammatorische Mechanismen über den Glucocorticoid-Rezeptor greifen, reduziert sich etwa die Gefäßexsudation in der entzündeten Schleimhaut bereits wenige Minuten nach Applikation«, erklärt Klimek. Und wegen ihrer Lipophilie penetrieren die Substanzen zwar rasch durch die Zellmembran. Ihre systemische Resorption sei jedoch marginal.

Andere Verhältnisse liegen vor, wenn die Schleimdrüsen in ihrer Zusammensetzung in Ungleichgewicht geraten sind und die Einflüsse parasympathischer Fasern auf die seromukösen Drüsen überwiegen. Dann können Präparate helfen, die die Muskarin-Rezeptoren der seromukösen Drüsen hemmen. Das geht mit anticholinergen Arzneistoffen wie Ipratropiumbromid (wie Atrovent®). Durch den Antagonismus am Acetylcholinrezeptor vermittelt es auch bronchienerweiternde und sekretionshemmende Effekte.

»Eigentlich findet es Einsatz zur Behandlung von COPD und Asthma, kann aber bei übermäßiger Sekretion der Nasen- und sonstigen Atemwegsschleimhäute ebenfalls verordnet werden«, sagt Klimek. Die Wirkung tritt nach rund einer Viertelstunde ein und hält bis zu sechs Stunden an. Es muss deshalb mehrmals täglich inhaliert werden. Parasympatholytika wie Tiotropiumbromid (wie Spiriva®) oder Glycopyrroniumbromid (wie Seebri®) haben eine längere Wirkdauer und sind nur einmal täglich zu inhalieren.

Sind es vorrangig mukoziliäre Transportstörungen, die die Nase laufend zur Sekretion anregen, hält Klimek den Einsatz von Phytopharmaka für indiziert. Spezialextrakte wie Sinupret® extract oder Gelomyrtol® sowie die Inhalation ätherischer Öle (wie Cineol, Menthol, Pinen) wirken sekretolytisch und entzündungshemmend. Schleimbildner aus der Eibischwurzel, Isländisch Moos oder Spitzwegerich sind bei dünnflüssigem Sekret einen Versuch wert. Mitunter ist auch die Kombination mehrerer Therapieansätze sinnvoll. 

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