Im europäischen Mittelalter wurde das Geschäft zur Mutprobe: In den Städten verwendeten viele Menschen Nachttöpfe. Die Straßen hatten offene Abflüsse – Kanäle, die die Straßen entlangführten. Der Inhalt des Töpfchens wurde einfach aus dem Fenster gekippt. Nicht selten erschallte dabei der französische Ausruf »Garde à l'eau!« (Achtung, Wasser!). Wer unten vorbeilief, riskierte eine unliebsame Dusche – oder Schlimmeres.
In Burgen oder Klöstern gab es hingegen Klos in Form von Erkern. Auch hier fiel das Geschäft meist einfach umstandslos von oben in die Burggräben.
Ein Meilenstein war dann die Spültoilette: John Harington, Patenkind von Königin Elizabeth I., soll 1596 ein Wasserklosett erfunden haben – doch das Gerät blieb zunächst ein Kuriosum. Erst mit der Industrialisierung und dem Bau moderner Kanalisationen im 19. Jahrhundert trat das »Water Closet« seinen Siegeszug an. Damit wurde die Toilette – samt Siphon zur Geruchsvermeidung – nicht nur bequemer, sondern auch ein wichtiger Verbündeter der öffentlichen Gesundheit.
Im viktorianischen Zeitalter war das Badezimmer dann plötzlich schick – zumindest bei den Reichen: Hübsch verzierte Porzellanschüsseln zeigten Geschmack und Fortschritt. Wer etwas auf sich hielt, ließ sich ein besonders elegantes Modell einbauen – das stille Örtchen wurde repräsentativ.
Heute ist die Toilette in manchen Teilen der Welt längst Hightech. Vor allem in Japan: beheizte Sitze, Düsen für die perfekte Reinigung, ein sanfter Luftstrom zum Trocknen, automatische Deckel, die sich wie von Zauberhand selbständig öffnen und schließen, und musikalische Untermalung gehören zum Standard. Parallel gewinnt Nachhaltigkeit an Bedeutung: Komposttoiletten und Modelle mit Wasser-Recycling gelten als Zukunftslösungen für eine wachsende Weltbevölkerung.
Doch während ultramoderne Toiletten mit Sitzheizung, integrierter Bidet-Funktion und Geruchsabsaugung in reicheren Nationen immer populärer werden, bleibt die Wirklichkeit anderswo dramatisch: Unsichere Sanitär- und Hygienesituationen sind mitverantwortlich für Krankheiten wie Durchfall, Cholera und Typhus – besonders bei Kindern.