Die »Fab Four« der Kosmetik |
Während die biologische Hautalterung nicht zu beeinflussen ist, haben geeignete Pflegepräparate durchaus das Potenzial, das sogenannte Umweltaltern hinauszuzögern. / Foto: Getty Images/focusandblur
»Vitamin-A-Säure-Präparate sind die am besten untersuchten und effektivsten Topika im Anti-Aging-Bereich. Es liegen histologisch kontrollierte Studien bei Männern und Frauen vor, die nachweisen, dass auch die in der Kosmetik verwendeten Vitamin-A-Säure-Derivate, also die Retinoide, die Kollagenbildung anregen, die Faltentiefe herabsetzen und die Verbindung zwischen Epidermis und Dermis verbessern«, wertet Professorin Dr. Christiane Bayerl, Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden.
Retinoide sind allesamt Derivate von Vitamin A. Dessen biologisch aktive Form ist die Retinsäure, Pharmazeuten eher unter der Bezeichnung Tretinoin geläufig. »Tretinoin wird seit Jahren für die leitliniengerechte Behandlung der Akne als Arzneimittel eingesetzt und kommt aufgrund seiner Potenz nicht als Kosmetikum in Betracht. Verschiedene Derivate wie Retinol, Retinaldehyd (Retinal) und Retinylester sind dagegen kosmetisch nutzbar«, erklärt Bayerl, die sich im Vorstand der Gesellschaft für Dermopharmazie (GD) engagiert. »Die biologische Wirksamkeit dieser Retinoide ist zwar deutlich schwächer als die von Tretinoin. So ist Retinol rund zwanzigmal geringer wirksam. Dennoch gibt es viele Untersuchungen, die einen wirksamen Anti-Aging-Effekt von Retinol, Retinylpalmitat oder -aldehyd dokumentieren.«
Man liest oft, dass Retinoide die Hautbildung normalisieren beziehungsweise die Hauterneuerung ankurbeln. Warum? »Retinoide wirken leicht abschuppend und bekommen so die verstopften Talgdrüsengänge bei Akne-Haut wieder frei. Dieser keratolytische Effekt passt nicht nur bei Akne, sondern auch im Kampf gegen die Hautalterung und bei Hyperpigmentierungen. Das Besondere: Sie binden an spezifische Zellkernrezeptoren und geben dort Informationen weiter.« Diese Wirkung am Zellkern ist für die Dermatologin einzigartig. »Vitamin-A-Säure und seine Derivate fördern die gesunde Zellteilung. Sie spielen eine essenzielle Rolle in der Regulation der epidermalen Differenzierung und Proliferation und sind in der Lage, einerseits die Produktion von neuem Kollagen zu stimulieren und andererseits die Produktion von Kollagenasen, also Kollagen und Elastin abbauenden Enzymen, zu inhibieren. Dadurch lassen sich Falten nachweislich reduzieren, die Haut wird elastischer und hat generell mehr Spannkraft. Das ist freilich erst nach Wochen der Anwendung möglich und nicht nach einer Woche, wie es manchmal die Werbung glauben machen mag.« Retinol konnte etwa eine Antifaltenwirkung nach mindestens zwölfwöchiger Applikation erzielen.