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Moderne HIV-Therapie

»Die ART ist großartig«

Eine HIV-Infektion ist mit einer modernen antiretroviralen Therapie (ART) so gut zu behandeln, dass HIV-Positive inzwischen eine nahezu normale Lebenserwartung haben. Wirksamkeit und Verträglichkeit sind ausgesprochen hoch, betonte Professor Dr. Jürgen Rockstroh auf dem Fortbildungskongress Pharmacon in Schladming. Doch es tauchen auch noch neue Nebenwirkungen der Medikamente auf.
Christina Hohmann-Jeddi
24.01.2020  10:00 Uhr

»Heilen lässt sich eine HIV-Infektion nicht, aber sehr gut behandeln«, machte Rockstroh, Leiter der Ambulanz für Infektiologie und Immunologie des Universitätsklinikums Bonn, in Schladming deutlich. Mit den neuen Arzneimitteln, die eine bessere Verträglichkeit und längere Halbwertszeit als ältere Medikamente haben, konnte die Lebenserwartung von Infizierten in den vergangenen Jahren so weit gesteigert werden, dass sie in Deutschland etwa das Niveau der Durchschnittsbevölkerung erreicht hat. »Die moderne ART ist großartig«, sagte Rockstroh.

Das Ziel der Behandlung ist, die Vermehrung des Erregers soweit zu unterdrücken, dass die Viruslast im Blut unter die Nachweisgrenze von 50 RNA-Kopien pro ml gesenkt wird. Wird dies erreicht, befinden sich auch keine Viren mehr in Körperflüssigkeiten wie Vaginalsekret oder Sperma. »Eine Übertragung ist dann nicht mehr möglich«, betonte Rockstroh. Deshalb schützt die Therapie nicht nur den Behandelten vor HIV-bedingten Erkrankungen, sondern sie reduziert auch die Verbreitung des Erregers.

»Daher wird inzwischen in Leitlinien weltweit empfohlen, unmittelbar nach HIV- Diagnose eine ART zu beginnen unabhängig von der T-Zellzahl«, sagte Rockstroh. Zur Initialtherapie stehen Nukleosid-/Nukleotidanaloga zur Verfügung, die mit Integraseinhibitoren, Proteaseinhibitoren und nicht nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren kombiniert werden können. Es sei gut, so viele Wirkstoffe zur Verfügung haben, da der behandelnde Arzt dann reichlich Auswahl hat.

Interaktionen spielen in der Therapie auch eine große Rolle, betonte der Referent. Um diese einfach und schnell zu ermitteln, empfahl Rockstroh die Website »HIV Drug Interactions« der University of Liverpool. Probleme bereite etwa die Kombination von Simvastatin mit Proteasehemmern, weil diese die Statinkonzentration deutlich erhöhten, was zu Nebenwirkungen wie einer Rhabdomyolyse führen könne. Auch die Kombination von einer Reihe von HIV-Medikamenten mit Cortison mache »große Probleme«, so der Referent.

Neue Nebenwirkungen

Eine weitere Herausforderung ist, dass trotz einer hohen Sicherheit und Verträglichkeit der neuen Therapeutika mit steigenden Zahlen von behandelten Patienten auch immer noch neue unerwünschte Arzneimittelwirkungen identifiziert werden.

So wurde etwa eine ZNS-Toxizität unter Behandlung mit Dolutegravir und Bictegravir beschrieben. Seit Neuerem wird auch eine Gewichtszunahme bei verschiedenen HIV-Medikamenten vermutet, etwa bei Integrasehemmern. »Die Gewichtszunahme könnte aber auch auf einen Return-to-Health-Benefit zurückgehen«, sagte Rockstroh. Der Körper erhole sich, wenn die Viruslast sinkt. Hier müsse aber noch weiter geforscht werden. Was bislang auch fehle, seien Daten für Late-Presenter, also für Personen, bei denen die Infektion spät diagnostiziert wurde, sowie Langzeitdaten. Denn  klinische Studien dauern meist 96 Wochen, doch eingenommen werden die Substanzen ein Leben lang, kritisierte Rockstroh.

Mit steigender Lebenserwartung träten auch zunehmend Komorbiditäten wie Diabetes, Fetttoffwechselstörungen, Lebererkrankungen, Krebs und psychische Erkrankungen bei den Patienten auf. Bei ihnen würden verstärkte Alterungsprozesse beobachtet, berichtete Rockstroh. Diese könnten auf die persistierende T-Zell-Aktivierung zurückgehen, die trotz ART zu verzeichnen ist. Die steigende Zahl an Komorbiditäten kann aber auch auf die Infektion selbst oder deren Behandlung zurückgehen.

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