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Parodontitis

Diabetes kostet Zähne

Diabetes und Parodontitis stehen in unheilvoller Beziehung. Die beiden Erkrankungen schaukeln sich gegenseitig hoch. Doch die Entzündung des Zahnhalteapparats wird oft nicht erkannt. Der Verlust an Knochengewebe ist irreversibel.
Brigitte M. Gensthaler
07.02.2023  12:35 Uhr

Die Parodontitis ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit. Nach Schätzungen sind in Deutschland circa zehn Millionen Menschen an einer schweren Parodontitis erkrankt, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie. Noch viel häufiger ist eine bakteriell bedingte Entzündung des Zahnfleischs (Gingivitis), die bei nahezu jedem Menschen vorliegt. Auslöser sind in beiden Fällen Biofilme an Zähnen und Zahnfleisch, die chronische Entzündungen auslösen.

»Parodontalerkrankungen sind selten mit bloßem Auge erkennbar, ihr Verlauf ist weitgehend schmerzlos und dem Patienten tut die Parodontitis erst mit der Behandlung weh«, erklärte Professor Dr. Nicole Arweiler von der Klinik für Parodontologie der Universität Marburg kürzlich bei der Tagung »Diabetologie grenzenlos« in München.

Eine Gingivitis ist auf das Zahnfleisch beschränkt und löst keine dauerhaften Schäden am Knochen aus. »Nach Entfernung der Plaque ist eine Gingivitis reversibel, aber bei langanhaltender Entzündung entwickelt sich daraus eine irreversible Parodontitis«, warnte die Zahnärztin. Denn bei fortschreitender Entzündung greift diese auf den Zahnhalteapparat über und schädigt ihn irreversibel. Bei der Parodontitis kommt es zum Abbau von Knochen und Haltefasern, einer weiteren Vertiefung der Zahnfleischtaschen und einem dysbiotischen Biofilm auf den subgingivalen Wurzeloberflächen.

Größe der Fläche wird unterschätzt

Obwohl die entzündete Fläche im Mund groß ist, werde sie oft nicht oder erst spät wahrgenommen, warnte die Zahnärztin. »Stellen sie sich eine 20 cm² große entzündete Hautfläche am Arm vor – die fällt sofort auf.«

Parodontitis und Diabetes stehen in negativer wechselseitiger Beziehung. »Mikrovaskuläre diabetische Komplikationen manifestieren sich auch im Mund«, sagte Arweiler. Diabetes begünstigt vor allem bei schlechter Stoffwechseleinstellung Entzündungen des Zahnhalteapparats und den Verlust von Zähnen. Implantate seien durch eine Periimplantitis gefährdet.

Diabetespatienten erkranken geschätzt dreimal häufiger an einer Parodontitis als stoffwechselgesunde Menschen. Umgekehrt sei bei schwerer Parodontitis der Diabetes schwerer einstellbar und das Komplikationsrisiko höher. Viele Studien hätten gezeigt, dass eine Parodontitis-Therapie die metabolische Einstellung und den Langzeitblutzuckerwert signifikant verbessert, so Arweiler. Dem Zusammenhang der beiden chronischen Erkrankungen werde eine S2k-Leitlinie Rechnung tragen, die für Ende 2023 geplant ist.

Erste Maßnahme: Biofilm beseitigen

Die Zahnärztin mahnte zur regelmäßigen Zahnpflege mit flouridhaltiger Zahnpasta zu Hause und der Zahnreinigung in der Zahnarztpraxis zwei- bis viermal pro Jahr, um Biofilmen keine Chance zu geben.

Gemäß der S3-Leitlinie »Häusliches chemisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis« (Stand November 2018) stellt die sorgfältige mechanische Mundhygiene mit Zähneputzen und Interdentalreinigung die Basis zur Prophylaxe und Therapie der Gingivitis dar. Die zusätzliche Anwendung einer antimikrobiellen Mundspüllösung kann deren Erfolg verbessern (Plaque- und Gingivitisreduktion). In der Leitlinie werden als Inhaltsstoffe ätherische Öle, Chlorhexidin, Triclosan/Copolymer, Aminfluorid/Zinnfluorid und Cetylpyridiniumchlorid genannt. Muss innerhalb kurzer Zeit (etwa zwei bis vier Wochen) eine hohe Keimzahlreduktion erreicht werden und ist ein mechanisches Biofilmmanagement nicht möglich, sollten Chlorhexidin-haltige Spüllösungen (≥ 0,1 Prozent) verwendet werden.

Arweiler wies zudem auf Marker für den subklinischen Abbau von Bindegewebe hin. Matrix-Metalloproteasen wie MMP-8 im Speichel könnten Veränderungen im Kollagenumsatz und Entzündungsprozesse anzeigen. Bei einer Parodontitis steige die MMP-8-Aktivität bereits an, wenn sich klinisch noch keine Entzündung dokumentieren lässt. Die MMP-8-Konzentration im Speichel kann mit einem Schnelltest erfasst werden; zur Diagnose einer Parodontitis müsse der Zahnarzt aber die Zahnfleischtaschen bei allen Zähnen sondieren. 

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