Deutschland auf extreme Hitzewellen schlecht vorbereitet |
Christina Hohmann-Jeddi |
01.07.2025 15:30 Uhr |
Die DGG fordert die Einrichtung von Krisenstäben, die Vorbereitung von zentralen Notaufnahmen auf Hitzeschlagpatienten, die Etablierung mobiler Einsatzteams für besonders gefährdete Personen und die umfassende Überarbeitung von Hitzeaktionsplänen. Auch temporäre Beschäftigungsverbote für Personen, die im Freien arbeiten, Urlaubssperren im Gesundheitswesen oder Einrichtung und Kennzeichnung gekühlter Rückzugsräume in Stadtteilen gehören zu den empfohlenen Maßnahmen.
Zudem könnte nach Vorstellung der Altersmediziner mithilfe eines »Climate Medication Review« bereits am Beginn einer Hitzewelle die Dauermedikation auf potenziell dehydrierende Medikamente überprüft werden. Die Arzneimittel müssten je nach Möglichkeit angepasst oder pausiert werden. Bei guter Vorbereitung könne eine derartige Maßnahme bereits vorausschauend in Medikationsplänen vermerkt werden.
Der Klimawandel wird die Wahrscheinlichkeit von Extremwetterlagen weiter erhöhen. Dennoch sehen laut Umfragen weniger als 20 Prozent der Deutschen darin ein vorrangiges Problem. Dabei verursacht die Hitze auch in normalen Sommern schon Todesfälle in Deutschland. Wie das Umweltbundesamt (UBA) und das Robert-Koch-Institut berechneten, gab es in den Sommern 2023 und 2024 jeweils etwa 3000 hitzebedingte Todesfälle in Deutschland. Betroffen waren vor allem Menschen über 75 Jahre mit Vorerkrankungen wie Demenz, Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen, teilte das UBA am 3. Juni mit.
Der Studie zufolge erhöhten schon einzelne heiße Tage die Sterblichkeit, wenn die Abkühlung in der Nacht ausbleibe. »Bleibt es über mehrere Tage in Folge heiß ohne nächtliche Abkühlung, steigt die Sterblichkeit weiter an und erreicht ein nach etwa drei bis vier Tagen gleichbleibend hohes Niveau«, informiert das UBA. In Städten sei die Hitzebelastung größer als auf dem Land und in West- und Süddeutschland ausgeprägter als in Nord- und Ostdeutschland.
»Aufgrund des Klimawandels wird sich das Problem der Übersterblichkeit im Sommer in Zukunft noch weiter verschärfen«, sagt UBA-Präsident Professor Dr. Dirk Messner. »Umso wichtiger ist es, dass Umwelt- und Gesundheitsschutz hier Hand und Hand gehen und den Menschen unterstützend zur Seite stehen.«