Deutsche Apotheker in Amerika 1928 |
Vermutlich im Auftrag von Felix Gruschwitz oder von ihm selbst wurde die Reise mit Filmaufnahmen begleitet.
In 73 Minuten Länge zeigt ein im Museum in Kopie aufbewahrter Stummfilm den Antritt der Reise an Bord der »München«, das Leben auf dem Schiff, die ersten Tage in New York (hier der 1924 in Friedrichshafen gebaute Zeppelin »Z.R.III« am Himmel), viele Stationen der Reise (Abbildung 3), die Rückreise mit der »Karlsruhe« sowie Ansichten der Innenstadt von Bremen. Die besuchten pharmazeutischen Betriebe sind leider nur in kurzen Passagen zu sehen, etwa die Mulford-Gesellschaft mit der dortigen Pferdehaltung. Vermutlich durfte aus rechtlichen Gründen sowie zur Wahrung von Betriebsgeheimnissen nicht gefilmt werden.
Im Besitz der Nachfahrin von Gruschwitz befand sich bis vor einigen Jahren das wohl einzige erhaltene Original dieses Filmes. Dank des Engagements des Cinemarchiv Film- und Videoclub Darmstadt konnte der Film mit Unterstützung des Corporate History Archiv der Merck AG sowie des Landesfilmarchivs in Bremen digitalisiert werden. Das Originalband musste aufgrund der Materialeigenschaften des leicht entzündlichen Nitrofilms zerstört werden.
Zu den weiteren Objekten aus dem Nachlass von Gruschwitz zählt eine Kladde mit handschriftlichen Aufzeichnungen sowie maschinenschriftliche Manuskripte. Sie sind in großen Teilen identisch und stellen Vorarbeiten und Reintexte für Artikel und einen Bildvortrag, gehalten 1929, dar. Diese Texte finden sich auch in den Berichten der Apotheker-Zeitung, die teils noch während der Reise nach Berlin gesandt und gedruckt wurden (zum Beispiel AZ1928, 632–636).
Abbildung 3: Vier Berliner Apotheker an den Niagara-Fällen (von links): Max Friedländer, Hans Meyer, Dr. Wilhelm Wartenberg und Johann Hassler. Inv.-Nr. IX A 223.2, Film, Standbild / Foto: DAM
Hans Meyer bündelte bald nach der Rückkehr seine Eindrücke und Erkenntnisse zu den Drug-Stores und der Prohibition in einem Artikel (AZ1928, 1005–1012). Auch hier sind Passagen dieser Manuskripte enthalten. Vermutlich standen Gruschwitz und Meyer in enger Verbindung beziehungsweise war Gruschwitz wohl intensiv an der Dokumentation und Berichterstattung zur Reise beteiligt. Ein dem Konvolut beiliegendes Sonderdruckexemplar enthält eine Widmung Meyers.
Das Konvolut ergänzen Broschüren des Norddeutschen Lloyd mit Passagierlisten und Informationen zu den beiden Dampfern; ein Programmheft über den dreitägigen Aufenthalt in New York mit Unterkunft im renommierten Hotel Manger; teils nachkolorierte Fotohefte von Chicago, Boston und St. Louis mit Ansichten der im Vorjahr 1927 durch einen schweren Tornado zerstörten Stadt sowie zahlreiche meist nachkolorierte Postkarten. Ein Schatz sind auch die mehr als 80 erhaltenen Schwarz-Weiß-Fotografien.