Der vergessene Nobelpreisträger |
Theo Dingermann |
10.12.2019 08:00 Uhr |
»Am 26. Oktober 1939 wurde ich um Mitternacht wegen eines dringenden Telegramms aus dem Bett geschellt«, erinnerte sich Domagk. Auf diesem Wege erreichte ihn die erste offizielle Nachricht über die Ehrung aus dem schwedischen Karolinska-Institut. »Weder in der Presse noch im Funk gab es eine Information über die Nobelpreisverleihung«, so Domagk. Hitler hatte 1937 angeordnet: »Kein Nobelpreis für Reichsdeutsche«. Das war seine Reaktion auf die Auszeichnung des damaligen KZ-Häftlings, Pazifisten und »Weltbühne«-Herausgebers Carl von Ossietzky mit dem Friedensnobelpreis im Jahre 1936.
»Am 17. November 1939 wurde ich von der deutschen Geheimpolizei verhaftet. Zwei Polizeioffiziere drangen in meine Wohnung ein, identifizierten sich und stellten mich ohne Angabe von Gründen unter Arrest«, berichtete Domagk. Man zwang ihn, ein vorgefertigtes Schreiben zu unterzeichnen, mit dem er den Nobelpreis ablehnte. Ebenso erging es im übrigen auch Adolf Butenandt, der im gleichen Jahr den Chemie-Nobelpreis für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Steroidhormone erhielt.
Erst 1947 konnte Gerhard Domagk den Nobelpreis für Medizin aus den Händen des schwedischen Königs entgegennehmen, allerdings ohne die dazugehörige Geldsumme, die nicht innerhalb eines Jahres entgegengenommen worden war, wie in den Stiftungsbestimmungen vorgesehen.